Igor aus Amerika

Im Moskauer Gebiet gibt es Alpakas: MDZ-Redakteurin Ljubawa Winokurowa hat sich auf den Weg zu den knuffigen, strubbeligen Tieren gemacht.

Das ist Igor, ein ganz normaler russischer Alpaka-Junge. / Ljubawa Winokurowa

Das ist Igor, ein ganz normaler russischer Alpaka-Junge. / Ljubawa Winokurowa

Lustig, gutmütig und in zentralrussischen Breitengraden absolut ungewöhnlich sind sie, diese Alpakas. Anzutreffen sind sie nun aber nicht mehr nur in den Weiten Südamerikas, sondern auch im kleinen Pochodkino im Moskauer Gebiet. Familie Smirnow züchtet die Tiere dort — aber nicht für kommerzielle Zwecke, sondern einfach aus Freude an den Kamelartigen.

„So weit ich zurückdenken kann, hatten wir immer Tiere: Hunde, Katzen, Papagei. Ständig brachte man uns jemanden, der gerettet werden sollte“, erzählt Ilja Smirnow, einer von drei Brüdern, die den großen Bauernhof gemeinsam mit den Eltern aufgebaut haben. „Dann haben wir die Datsche bekommen und dort Wachteln und Fasane gezüchtet. Und als wir dann einmal in die USA reisten, besuchten wir eine Farm mit Alpakas. Und haben uns sofort verliebt!“ Eigentlich betreibt die Familie ganz normale Landwirtschaft, von der sie lebt. Die Alpakas sind für sie nur ein Hobby, dennoch strotzt die gesamte Familie voller Begeisterung für die knuffigen Vierbeiner.

„Wissen Sie, wie man Alpakas normalerweise aussucht? Nach dem Fell. Potentiellen Kunden werden dann Fellproben geschickt und diese können sich dann je nach Farbe, Länge und Qualität des Fells die Tiere aussuchen“, erzählt Smirnow weiter. Er lacht: „Bei uns war das ganz anders! Wir sind zu der Farm in New Jersey gefahren und haben uns die niedlichsten Gesichter ausgesucht. Die Züchterin war richtig schockiert!“

Insgesamt 15 Alpakas unterschiedlicher Fellfarbe leben hier. / Ljubawa Winokurowa

Insgesamt 15 Alpakas unterschiedlicher Fellfarbe leben hier. / Ljubawa Winokurowa

Um alle Formalitäten für die Ausreise und den Umzug der Tiere von Amerika nach Moskau zu erledigen, brauchten die Smirnows ganze zwei Jahre. Sie nennen es „bürokratische Hölle“, ließen sich aber dennoch nicht von der Idee abbringen, die Tiere nach Russland zu holen. Das war im Jahr 2012 und damals lag der Hof der Familie noch am Moskauer Stadtrand.

Heute leben bei den Smirnows auf der neuen Farm weiter weg von der Metropole insgesamt 15 Alpakas. Das Jüngste wurde erst Mitte September geboren. Sie alle gehören zur Huacaya-Rasse, haben aber völlig unterschiedliche Farben – von milchig-weiß bis dunkel-kastanienbraun. Ihre Namen haben die russischen Besitzer ausgesucht, darum sind zwischen romanisch-feurigen auch slawisch-kühle anzutreffen: Isaak, Igor, Schelbi, Alpatschino, Silvio und viele mehr.

Опубликовано Alpaca's Farm 23 сентября 2017 г.

Die Alpakas haben sich dem russischen Klima schon vollkommen angepasst und erinnern sich wohl kaum noch an ihre amerikanische Heimat. In Pochodkino haben sie große Freigehege. Den Winter verbringen sie in warmen Stall-Häuschen. Die Smirnows bauen die neue Farm gerade noch komplett nach ihren Vorstellungen um, die Alpakas sollen künftig auch noch eine große Freifläche bekommen, wo sie sich so richtig austoben können.

Die Familie macht alles selbst, mussten sie sich doch von Anfang an auf sich allein verlassen. Die Brüder haben gelernt, sich um die Alpakas zu kümmern, sie zu verpflegen, einfache medizinische Eingriffe vorzunehmen und sie zu scheren. Als Futter bekommen die Alpakas Müsli und Getreide.

Von dem außergewöhnlichen Hobby der Smirnows erfuhren die ersten Besucher dann über ein kleines Kofferradio der Familie. Seitdem führen sie Tierfreunde gerne über den Hof. Und anders als im Zoo, darf man die Alpakas hier auch streicheln, umarmen und füttern – aber all das natürlich unter Aufsicht der Hofherren.

Alpaka-Farm Smirnow / Ljubawa Winokurowa

Alpaka-Farm Smirnow / Ljubawa Winokurowa

Gemeinsam mit den 15 Alpakas leben hier außerdem noch die zwei Kamele Mischa und Borja. Die zwei einstigen Zirkustiere bekommen hier ihr Gnadenbrot. Künftig wollen sich die Smirnows auch noch weitere „normale“ Nutztiere für ihren Bauernhof zulegen: Kühe, Vögel, Ziegen, Schafe und andere. Mit dem gerade erst fertiggestellten Kastanien- garten haben sie den ersten Schritt zu dieser weiteren Vergrößerung schon gemacht.

Für einen Besuch bei den Smirnowschen Alpakas muss man sich per Telefon anmelden. Eine Exkursion, bei der Ilja Smirnow über die Alpakas und ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten erzählt, kostet für Erwachsene 1000 Rubel, ermäßigt 300 Rubel. Kinder bis sieben Jahre zahlen nichts.

Für soziale Organisationen oder zum Beispiel Rentnergruppen bieten die Smirnows ihre Führungen auch kostenfrei an. Denn, so Ilja, das sei eine gute Sache und dafür seien sich weder die Brüder noch die Tiere zu schade.

Für Gruppen geistig beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher haben sie sogar eine sogenannte Alpaka-Therapie auf ihren Bauernhof entwickelt, bei der die Besucher die Kommunikation mit den gutmütigen Tieren erlernen. Den Kindern tue das sehr gut, erzählen die Brüder. Und die Tiere haben sich schon so sehr an die Menschen gewöhnt, dass sie wohl ebenfalls Freude daran haben. Auch das ist kostenfrei.

Ljubawa Winokurowa

Alpaka-Farm Smirnow

Pochodkino, Kreis Dmitrow, Moskauer Gebiet

(926) 311 11 72 

www.alpacainfo.ru

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