Schweren Weges über die Berge: Reenactment einer Alpenquerung

Im Jahr 1799 zog der russische Feldherr Alexander Suworow über die Alpen, um in den Koalitions- kriegen gegen Frankreich zu kämpfen. Zum 220. Jahrestag machte sich eine Gruppe auf, um den Weg in originalgetreuen Kostümen nachzulaufen.

Alpen
Die Teilnehmer des Marsches vor traumhafter Kulisse © vk.com/suvorov220

In russischen Geschichtsbüchern steht Alexander Suworows Alpenüberquerung beispielhaft für die Tapferkeit und die Standhaftigkeit russischer Soldaten. Eine Gruppe von Reeanactors (Anm. d. Red.: Menschen, die eine bestimmte Epoche nachstellen) wollte die Strapazen am eigenen Leib erfahren, weshalb sich 50 Frauen und Männer aufmachten, die 170 Kilometer durch das Hochgebirge nachzulaufen. Und das in Kostümen, die aus der Zeit des Feldherren stammen.  

Die Idee hatte der Petersburger Reenactor Pjotr Knopf. Die Vorbereitung nahm drei Jahre in Anspruch. „Wir mussten bei Null beginnen. Schließlich waren wir die ersten, die den Weg Suworows nachlaufen wollten“, erklärt Knopf. 

Los ging es am 23. September im Tessiner Ort Airolo, an dem Tag, als sich auch die Armee Suworows in Gang setze. Am 4. Oktober erreichten die Reenactor Chur. Dabei folgte die Gruppe der „Via Suworow“, einem Wanderweg, der gespickt ist mit Denkmälern an das Jahr 1799. 

170 Kilometer in 20 Tagen

Das Schwierigste sei gewesen, sich an die historische Kleidung und die „Accessoires“ zu gewöhnen, meint Knopf. „Die ganze Ausrüstung war ungewohnt und absolut nicht ergonomisch. Suworows Soldaten waren das Gebirge nicht gewohnt, aber sie hatten mehr Durchhaltevermögen als wir“. 

Für das authentische Erlebnis verzichteten die Teilnehmer auf moderne Annehmlichkeiten. Geschlafen wurde in Zeltlagern auf Feldern und im Wald. Kissen und Decken gab es nicht. Einige zogen es gar vor, sich einfach in ihren Mantel zu verkriechen und auf der Wiese zu schlafen.

Die Zeltlager wurden vorher angemeldet. Auch, um die Anwohner nicht zu erschrecken. Diese nahmen das Geschehen jedoch gelassen. Manche boten ihre Scheune zum Schlafen an oder brachten Essen. Eine gern gesehene Abwechslung. Denn auch die Nahrung war schlicht: Zwiebackbrei sowie Dosen- und Pökelfleisch. Gegessen wurde direkt aus dem Topf. „Suworows Soldaten hatten keine Schüsseln. Das war nur unnötiges Gewicht“, erklärt Knopf das ungehobelt anmutende Essverhalten. 

Der Name Suworow ist in der Gegend bekannt und eine Art Türöffner zu den Einheimischen. So nahmen die 50 Russen während ihrer Wanderung an vielen Jubiläumsveranstaltungen teil. 

Pro Tag legte die Gruppe zwischen elf und 24 Kilometer zurück. Der ursprüngliche Gedanke sei dabei in den Hintergrund gerückt, gibt Knopf zu. Dennoch ist er zufrieden. „Das war eine Extremerfahrung, eine Herausforderung der Geschichte. Schaffen Russen heute noch das, was ihren Vorfahren gelungen ist? Wenigstens zu Friedenszeiten?“, lautete die Frage für Knopf und seine Mitstreiter. Anscheinend ja.  

Ljubawa Winokurowa

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