Glaubt man einer der vielen Geschichten, die sich rund um die Verklärungskirche auf der Insel Kischi im Onegasee ranken, dann wurde sie mit einer einzigen Axt erbaut. Angeblich hat ihr Schöpfer sein Werkzeug anschließend in den See geworfen, auf dass damit nie wieder etwas Vergleichbares erschaffen werde.
Das ist wahrscheinlich nur eine Legende, aber einzigartig geblieben ist die 37 Meter hohe Kirche mit ihren 23 Kuppeln trotzdem. 1714 eingeweiht, diente der Holzbau, der nur im Dach auch von Nägeln zusammengehalten wird, über Jahrhunderte den Inselbewohnern als Gebetshaus. Dörfer gibt es auf Kischi heute nur noch zwei und dementsprechend kaum Einheimische, dafür kommen jede Menge Besucher, um ein 1966 eingerichtetes Freilichtmuseum zu besichtigen. Dafür wurden neben vorhandenen Gebäuden wie der Verklärungskirche oder der fast ebenso alten benachbarten Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche weitere ländliche Bauten aus Holz herangeschafft. Schaulustige nehmen meist die Meteor-Tragflügelboote, um aus Petrosawodsk in 75 Minuten übers Wasser nach Kischi zu gelangen. Außerdem legen Kreuzfahrtschiffe hier an.
Doch jahrzehntelang konnte bei den Führungen die Hauptsehenswürdigkeit – die Verklärungskirche – nicht besichtigt werden. 1990 ins Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, war sie zu diesem Zeitpunkt wegen Baufälligkeit schon zehn Jahre geschlossen. Wurde die Konstruktion zunächst nur abgestützt, begann 2009 eine umfassende Restaurierung. Dabei gelang es, 70 Prozent der originalen Bausubstanz zu erhalten.
Anfang Juni wurde die Kirche nach über 40 Jahren wieder für die Öffentlichkeit eröffnet.
Tino Künzel