Als Kind ist Fjodor Konjuchow mit seinem Vater oft aufs Meer hinausgefahren. Damals jagte er noch keine Rekorde, sondern Fische. Das Meer hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Konjuchow, bald 67, denkt sich immer neue Kraftakte aus, um sich mit ihm zu messen und möglichst viel Zeit auf dem Wasser zu verbringen. Oder möglichst wenig, wie man’s nimmt.
Die Arena der Höchstleistungen, die sich der russische Abenteurer abverlangt, hat sich dabei längst vom Asowschen Meer, wo er aufgewachsen ist, auf die großen Ozeane verlagert. Am 6. Dezember ist Konjuchow in Neuseeland erneut in See gestochen. Diesmal will er in einem Ruderboot die Welt umrunden: 27.000 Kilometer auf der südlichen Erdhalbkugel, in drei Etappen von je drei Monaten. Die erste soll bis zum Kap Horn in Chile führen, dem Südzipfel Südamerikas. Noch niemandem sei es gelungen, das für seine Stürme berüchtigte Kap in einem Ruderboot zu umschiffen, heißt es.
Das ist der Stoff, aus dem die Unternehmungen Konjuchows gestrickt sind. Er will der Erste sein. Oder der Beste, Schnellste. Allein gegen die Naturgewalten. Wenn nicht zu Wasser, dann zu Lande oder in der Luft. Fünfmal hat er die Erde bereits umrundet, darunter 2016 im Heißluftballon, wobei er mit elf Tagen die Bestmarke des Amerikaners Steve Fossett aus dem Jahre 2002 um drei Tage unterbot.
Konjuchow war in den 90er Jahren der erste Russe, der die „Seven Summits“, die höchsten Gipfel aller Kontinente, bezwang. Er schlug sich im Alleingang zum Nord- und zum Südpol durch, ruderte durch Atlantik und Pazifik, selbstredend in Rekordzeit. Jetzt hat den alten Mann das Meer wieder.
Tino Künzel