Ein Jahr im Eis: Die „Polarstern“ treibt durch die Arktis

Fridtjof Nansen machte es vor. 1893 steuerte er sein Schiff „Fram“ in den Arktischen Ozean und ließ es dort einfrieren, um Richtung Nordpol zu driften. Auch die deutsche „Polarstern“ treibt derzeit von einer Eisscholle umschlossen durch die Arktis. Ihre einjährige Forschungsreise gilt als größte Arktisexpedition aller Zeiten.

Eisbrecher unter sich: Das in der Arktis festgefrorene deutsche Schiff „Polarstern“ (hinten) wird während seiner Expedition von der „Kapitan Dranizyn“ mit Nachschub an Menschen und Material versorgt. (Foto: Mosaic/Steffen Graupner)

Es ist eine Grenzerfahrung. Der Eisbrecher „Polarstern“, Wahrzeichen der deutschen Polarforschung, hat sich den Naturgewalten ausgeliefert und bewegt sich ohne Antrieb mit dem Eis des Nordpolarmeeres durch Gegenden, die weiter von der Zivilisation entfernt sind als die Raumstation ISS von der Erde. Am 20. September 2019 im norwegischen Tromsø gestartet und dort nach ungefähr einem Jahr zurückerwartet, hat die großangelegte sogenannte Mosaic-Expedition  inzwischen gut die Hälfte ihres Programms absolviert.

Unter Leitung des Bremerhavener Alfred-Wegner-Instituts stellen an Bord des Schiffes Wissenschaftler aus 16 Ländern vor allem Forschungen zum Einfluss der Arktis auf das Weltklima an. 100 verschiedene Klimaparameter werden kontinuierlich von mehr als 100 Tonnen wissenschaftlichem Equipment gemessen.

Jeweils nach mehreren Monaten werden Crew und Fracht ausgetauscht. Dabei leisten die russischen Eisbrecher „Kapitan Dranizyn“ und „Admiral Makarow“ als Versorgungsschiffe wertvolle Dienste. Gerade konnte so die zweite Besatzung der „Polarstern“ nach Bremen zurückkehren.

Von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie blieb das Abenteuer lange verschont. Doch Mitte März wurde in Bremerhaven ein Teilnehmer eines Teams, das zu Messflügen nach Spitzbergen aufbrechen sollte, positiv getestet. Daraufhin mussten er und seine 20 Kollegen erst einmal in Quarantäne. Später wurden die Messflüge ganz abgesagt. Wann sich die nächste Gruppe Wissenschaftler zur „Polarstern“ auf den Weg macht, um dort ihre Arbeit anzutreten, ist im Augenblick auch noch ungewiss. Der laufende Betrieb an Bord sei jedoch gewährleistet, heißt es.

Inzwischen haben die Forscher bereits mehrere Rekorde aufgestellt. So war mit 156 Kilometer Abstand noch nie ein Schiff dem Nordpol so nah wie die „Polarstern“.

140 Millionen Euro kostet die Mosaic-Expedition. Etwa die Hälfte davon finanziert das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Ende der Expedition ist für Mitte Oktober geplant.

Tino Künzel

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