So läuft man heute über das Wasser: Fußgängerbrücken in Moskau

Anders als Moskau selbst sind die Moskauer Flüsse eher nicht rekordverdächtig. Dennoch prägen zahlreiche Brücken das Stadtbild. Einige davon sind nur Fußgängern vorbehalten.

Das Aquädukt an der Jausa gehört zu den außergewöhnlichsten Brücken von Moskau. (Foto: Tino Künzel)

Yandex hat den nächsten Brücken­schlag bereits vollzogen. Auf den virtuellen Karten ist die langgestreckte Bolotnaja-Insel an ihrer westlichen Spitze, wo die frühere Schokoladenfabrik Roter Oktober zu einem Ausgehviertel umgewandelt wurde und das gigantomanische Denkmal für Peter den Großen in der Moskwa steht, mit dem Jakimanka-Ufer, dem Park Museon und der Neuen Tretjakowka verbunden. Tatsächlich wird es bis zur Fertigstellung noch dauern. Sie ist für das Jahresende angekündigt.

In Moskau sind derzeit gleich mehrere Fußgängerbrücken im Bau, sowohl im Stadtzentrum als auch außerhalb. Damit setzt sich fort, was speziell in den letzten Jahrzehnten Schule gemacht hat. Von zehn Beispielen soll nachfolgend die Rede sein.

Rostokino-Aquädukt

Wie der Name schon sagt, erfüllte diese malerische Brücke mit ihren 21 Bögen ursprünglich einen anderen Zweck. Als die beiden Deutschen Friedrich Wilhelm Bauer und Johann Conrad Gerhard sie 1783-1784 im Auftrag von Katherina der Großen errichteten, diente das Bauwerk der Versorgung der Moskauer mit sauberem Trinkwasser aus dem Vorort Mytischtschi. Von fünf solchen Aquädukten ist nur dieses im Nordosten der Stadt erhalten geblieben. Zu Sowjetzeiten schulterte es eine Fernwärmeleitung. Die wurde bei einer Rekonstruktion von 2004 bis 2007 entfernt und die Brücke über die Jausa, einen Nebenfluss der Moskwa, stattdessen begehbar gemacht. Für Spaziergänger geöffnet ist sie allerdings nur am Wochenende.

Rostokino-Aquädukt an der Jausa (Foto: Tino Künzel)

Schwebende Brücke

Genau genommen keine Brücke, sondern ein Aussichtspunkt. Eines der beliebtesten Objekte im Park Sarjadje kehrt nämlich in luftiger Höhe von 15 Metern über der Moskwa wieder um. Nicht umsonst ist es wie ein Bumerang geformt. Eröffnung war zum 870. Stadtgeburtstag 2017, wie für den gesamten Park auf dem Gelände des ehemaligen Hotels „Rossija“.

Schwebende Brücke an der Moskwa (Foto: Tino Künzel)

Bagration-Brücke

Als das Wolkenkratzer-Viertel Moskau-City noch eine ziemlich ferne Vorahnung war, führte ab 1997 immerhin bereits eine Fußgängerbrücke vom Kutusow-Prospekt über die Moskwa zur Baustelle. Auf den 214 Metern Länge gibt es heute allerlei gastronomische Verlockungen.

Bagration-Brücke an der Moskwa (Foto: Tino Künzel)

Patriarchen-Brücke

2004 eingeweiht, führte die Brücke zunächst von der Christ-Erlöser-Kathedrale über die Moskwa zur Bolotnaja-Insel. Einige Jahre später wurde sie bis zum Jakimanka-Ufer verlängert. Zu ihren Schöpfern gehörte auch der heute hochbetagte Haus-und-Hof-Architekt des damaligen Bürgermeisters Juri Luschkow, Surab Zereteli. Obwohl ein Neubau, ist die Brücke äußerlich an Vorbilder aus dem 19. Jahrhundert angelehnt. Sie bietet einen Vorzugsblick auf den Kreml, das Haus am Ufer und das Estrade-Theater.

Patriarchen-Brücke an der Moskwa (Foto: Tino Künzel)

Schleuse Nr. 7

Die Fußgängerbrücke zwischen dem Stadtteil Süd-Tuschino und dem Park Pokrowskoje-Streschnewo im Nordwesten von Moskau ist gewiss keine Sehenswürdigkeit. 1975 an einer der schmalsten Stellen des Moskwa-Kanals hochgezogen, war sie vor allem für Anwohner gedacht. Unlängst auf Vordermann gebracht, kann von der Brücke im Sommer der Betrieb der Schleuse Nr. 7 aus nächster Nähe beobachtet werden. 

Schleuse Nr. 7 am Moskwa-Kanal (Foto: Tino Künzel)

Setun-Brücke

Als im Herbst die Station Poklonnaja der S-Bahn-Linie MZD-4 in der Nähe des Siegesparks ihren Betrieb aufnahm, da wurde ihr Einzugsgebiet auf die gegenüberliegende Seite der Gleise erweitert. Dort geht es steil in das grüne Flusstal der Setun hinunter, es folgen Wohngebiete an der Mosfilmowskaja Uliza, wo sich unter anderem die Deutsche Botschaft befindet. Über die Setun wurde eine neue Fußgängerbrücke verlegt, das Gefälle wird mit Hilfe einer aufwendigen Treppenkons­truktion überwunden.

Fußgängerbrücke an der Setun (Foto: Tino Künzel)

Troizki-Brücke

Eine der ältesten Steinbrücken von Moskau stammt aus dem Jahr 1516 und ist heute für Besucher das Tor zum Kreml. Einst wurde hier der Fluss Neglinnaja überquert, den jedoch schon Zar Alexander I. in den Untergrund verbannte. Stattdessen erstreckt sich entlang der Kremlmauer seit rund 200 Jahren der Alexandergarten, den die Troizki-Brücke etwa auf halber Länge teilt.

Troizki-Brücke am Alexandergarten (Foto: Tino Künzel)

Zoo-Brücke

Die Fußgängerbrücke im Moskauer Zoo führt zur Abwechslung nicht übers Wasser, sondern die Bolschaja Grusinskaja Uliza. Sie bildet den Übergang vom alten, 1864 eröffneten Gelände, zur Erweiterung von 1926. Die Brücke wurde jüngst saniert und völlig neu gestaltet.

Die Zoo-Brücke über der Bolschaja Grusinskaja Uliza (Foto: Tino Künzel)

Chmelnizki-Brücke

Die überdachte Brücke am Kiewer Bahnhof und der Europa-Mall wurde 2001 errichtet. Sie teilt ihr Aussehen und ihre Geschichte mit der Puschkin-Brücke am Gorki-Park. Als zwei Eisenbahnbrücken von 1905-1907 in der Nähe der Sperlingsberge erneuert wurden, da fanden Teile ihrer Konstruktion an anderer Stelle eine neue Verwendung, wenn auch größtenteils unter Glas.

Bogdan-Chmelnizki-Brücke an der Moskwa (Foto: Tino Künzel)

Pawschinski-Brücke

Nicht mehr ganz Moskau, aber unmittelbar jenseits der Ringautobahn: Die 2014 eingeweihte Schrägseilbrücke schlägt einen Bogen von der Crocus-City-Mall und der Metrostation Mjakinino nach Krasnogorsk. Mit 422 Metern ist sie die längste Fußgängerbrücke in Podmoskowje.

Die Pawschinski-Brücke an der Moskwa (Foto: Tino Künzel)

Tino Künzel

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