Schöner Wohnen während der WM: Hier logieren die Mannschaften

Rund drei Monate verbleiben bis zum Anpfiff der Fußball-WM 2018. Gespielt wird dann in elf Städten. Doch die WM kommt auch noch an ganz andere Orte: dahin nämlich, wo die 32 Mannschaften während des Turniers ihre Camps beziehen – von Grosnyj in Tschetschenien bis nach Bor bei Nischnij Nowgorod.

Flagge zeigen: Welche Auswahlmannschaft auf welchen Standort für ihr WM-Camp setzt, zeigt diese Karte. © MDZ

Der kleine Dima hat mit seinen zehn Jahren schon am großen Fußball schnuppern dürfen. 2016 war er mit seiner Fußballmannschaft Kwarz Bor für zwei Wochen zum Trainingslager bei Real Madrid. Seitdem spielt sein Team in denselben weißen Trikots und Hosen wie der Champions-League-Sieger. Und das im Übrigen so gut, dass die Jungs schon Übung darin haben, zu Hause Interviews geben zu müssen und zu allen möglichen Veranstaltungen eingeladen zu werden. Diesen Winter war Dima so auch dabei, als in der Kleinstadt Bor bei Nischnij Nowgorod ein eben erst eröffnetes neues tolles Sportgelände namens „Borskij“ präsentiert wurde. Damals wusste man schon, dass während der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft hier eine der teilnehmenden Mannschaften ihr Quartier aufschlagen würde. Aber welche? Es heißt, die Spa­nier seien interessiert gewesen, auch die Engländer. Seit Ende Dezember steht fest: Zu ihrer Basis auserkoren hat Bor die Auswahl von Uruguay mit Stars wie Luis Suarez vom FC Barcelona und Edinson Cavani von Paris Saint-Germain.

Bor, vis-à-vis vom WM-Spielort Nischnij Nowgorod an der Wolga gelegen, kann als relativ zentrale Adresse im europäischen Teil Russlands gelten, über den sich die zwölf Turnierstadien verteilen. Uruguay reist von hier aus nach Jekaterinburg, Rostow am Don und Samara, um seine Vorrundenpartien in der Russland-Gruppe zu bestreiten. Die meisten Konkurrenten bevorzugen es allerdings noch zentraler. Während die Südamerikaner mit ihrem Camp allein auf weiter Flur sind, tummeln sich in und um Moskau gleich zehn WM-Teilnehmer. Auch Weltmeister Deutschland hofft, hier sein russisches Campo Bahia gefunden zu haben: Der DFB-Tross steigt im Vatutinki Hotel Spa Complex 35 Kilometer südwestlich vom Kreml ab. Das Vier-Sterne-Hotel kann bei Booking.com auch von Normalsterblichen gebucht werden, allerdings ist ein zweiter Gebäudeteil im Bau, den der Titelverteidiger beziehen wird. Dort stehen ihm dann 72 Zimmer zur Verfügung, ein Indoor-Pool mit Spa-, Fitness- und Regenerationsbereich sowie weitere Annehmlichkeiten. Trainiert werden kann auf der nahegelegenen Anlage des russischen Spitzenklubs ZSKA Moskau.

Die Lobby des Vatutinki Hotels heute. Das deutsche Team wird allerdings in einem Neubau logieren. © Booking.com

Das Hotel untersteht der Präsi­dialverwaltung, was offenbar dem Umgang mit den Medien nicht unbedingt förderlich ist. Die MDZ hätte das deutsche Camp gern näher vorgestellt und mit Verantwortlichen des Hotels gesprochen. Eine durchaus höfliche Mitarbeiterin war am Telefon aber nicht bereit, irgendwelche Auskünfte zu erteilen. Ein Vor-Ort-Besuch sei ohnehin ausgeschlossen, erklärte sie. „Wir dürfen im Moment nichts sagen.“ Warum? „So ist die Anweisung.“ Jelena Krylowa, Pressesprecherin der Präsidialverwaltung, ließ eine Anfrage der MDZ unbeantwortet.

Beliebt als Basislager sind auch St. Petersburg und seine Umgebung, wo sich während der WM fünf Mannschaften aufhalten werden, darunter England und der deutsche Gruppengegner Südkorea. Brasilien und Polen haben sich dagegen für Sotschi entschieden. Dort hatten sich während des Confed Cups im vorigen Sommer die Deutschen sehr wohl gefühlt. Der Gewinn des Pokals trug zu einem gelungenen Gesamterlebnis bei, weshalb man beim DFB Sotschi lange auch als Stützpunkt für die WM in Erwägung zog. Letztlich fiel die Wahl aber doch auf Moskau.

Wohl exotischster Quartierort von allen ist die tschetschenische Hauptstadt Grosnyj. Ausgeguckt hat sie sich der Turnier-Außenseiter Ägypten mit Top-Stürmer Mohamed Salah vom FC Liverpool an der Spitze. Prompt protestierten Menschenrechtler. Human Rights Watch nannte es „schockierend und empörend“, dass Grosnyj von der FIFA als Standort für ein Base-Camp nominiert wurde. Der Weltverband wies die Vorwürfe zurück. Man habe keinen Grund zu der Annahme, dass die Anwesenheit der Ägypter in Tschetschenien den Menschenrechten schaden werde, hieß es in einer Pressemitteilung.

Bor ist unter anderem durch eine Seilbahn über die Wolga mit Nischnij Nowgorod verbunden. © Tino Künzel

In Bor freut man sich derweil schon auf die Uruguayer. Seine Stadt wisse, was Gastfreundschaft sei, sagt Oleg Kosin, der Vater von Dima. In Bor investierten ständig ausländische Unternehmen, darunter auch deutsche. Die Stadtväter würden sich also sicher auch etwas einfallen lassen, um die Bevölkerung im Sommer mit den prominenten Fußballern zusammenzubringen. Sein Sohn und dessen Mannschaftskameraden hätten jedenfalls große Augen gemacht, als er ihnen erzählt habe, dass man mit Uruguay den ersten Weltmeister der Fußballgeschichte begrüßen dürfe, so der Unternehmer: „Jetzt können sie es kaum erwarten, auf Autogrammjagd zu gehen.“

Kosin hat sich über die FIFA-Seite auch schon Karten für zwei WM-Spiele besorgt. Seit Mitte März sind die Tickets online im freien Verkauf erhältlich. Wer bisher noch nicht zugegriffen hat, der sollte sich sputen.

Tino Künzel 

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