Frau Kulschmanowa, was machen die Waldbrände mit Krasnojarsk?
Die Brandherde sind weit weg von uns, trotzdem liegt schon seit zwei Wochen ein grauer Schleier über der Stadt, wie Nebel. Ich wohne etwas außerhalb, aber selbst im Wald riecht die Luft nach Rauch. Wobei das mal so, mal so ist. Gestern war es weniger ausgeprägt, heute, wo wir hier über 30 Grad Hitze hatten, stärker.
Schlägt sich das auf Gesundheit und Wohlbefinden nieder?
Ja, es atmet sich etwas schwerer. Unsere Organisation hat gerade einen zweiwöchigen Deutschkurs für 30 Kinder aus unserer Region und darüber hinaus in der Natur veranstaltet. Als sie fast alle zu husten begannen, haben wir zunächst eine Erkältung vermutet. Aber dann hat sich herausgestellt, dass der Brandgeruch, die Luftverschmutzung den Hustenreiz hervorgerufen hat. Als sich der Nebel etwas gelichtet hat, haben die Kinder auch weniger gehustet.
Was tut man, um sich zu schützen?
Man versucht, möglichst wenig Zeit im Freien zu verbringen. Ich arbeite in erster Linie im Büro, deshalb betrifft mich das nicht so sehr.
Die Situation ist derzeit sicher das beherrschende Thema in Krasnojarsk?
Würde ich nicht sagen. Krasnojarsk ist auch so immer mal wieder in Nebel gehüllt, was mit verschiedenen Faktoren in Verbindung gebracht wird. Wir sind das also in gewisser Weise schon gewohnt. Panikstimmung herrscht hier sicher nicht, und von einer Massenflucht aus der Stadt ist auch nichts zu merken.
Das Gespräch führte Tino Künzel.
„Planetarer Maßstab“
Mit Stand vom 31. Juli brannte die Taiga in Sibirien an rund 500 Stellen, so offizielle Angaben. Der Krasnojarsker Wissenschaftler und Waldexperte Jewgenij Ponomarjow hat das in der „Komsomolskaja Prawda“ so kommentiert: „Das ist kein regionales und noch nicht einmal ein föderales Problem, sondern von planetarem Maßstab. Dass bei uns die Wälder brennen, tut nicht der Region weh, sondern der gesamten Erde.“
Wie dramatisch die Lage ist, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Die Zeitung RBK relativiert die Dimension der Ereignisse in einem Beitrag zum Aufschrei in den sozialen Medien etwas und weist darauf hin, dass in den betroffenen Regionen durchschnittlich nur 0,25 Prozent des Waldbestandes brennen – in keiner einzigen Region sind es demnach auch nur ein Prozent. Zudem sei das Ausmaß zwar größer als etwa im vergangenen Jahr, aber nicht unbedingt kardinal. Gerade in den sozialen Netzwerken würden oft Fotos verwendet, die zwar aufwühlen, aber tatsächlich von anderen Schauplätzen stammen, darunter von Waldbränden in Kalifornien.