Umfrage: Europäer uneins über Weg zum Frieden in der Ukraine

Anders als die Ukrainer selbst, glauben die meisten Europäer nicht an einen militärischen Sieg der Ukraine über Russland. Das hat eine aktuelle Umfrage in 15 europäischen Ländern ergeben. Viele sprechen sich für Verhandlungen aus, allerdings gehen die Meinungen teils sehr stark auseinander.

Die Europaflagge vor der EU-Vertretung in Moskau (Foto: Tino Künzel)

Die Ukrainer schätzen die Unterstützung des Westens. 78 Prozent sehen die Rolle der USA sehr oder eher positiv, 72 Prozent die der EU. Das hat das European Council on Foreign Relations (ECFR), eine Denkfabrik mit Hauptsitz in Berlin, in seiner neuesten Umfrage herausgefunden. Deren Ergebnisse wurden Anfang Juli vorgestellt.

Die Autoren geben an, fast 20.000 Erwachsene in der Ukraine und 14 weiteren europäischen Ländern befragt zu haben, da­runter auch Deutschland. Als eine der wichtigsten Schlussfolgerungen heben sie hervor, dass es einen tiefgreifenden Unterschied bei den Erwartungen an Waffenlieferungen gebe: Während man sie in der Ukraine als Mittel ansehe, um einen militärischen Sieg gegen Russland zu erringen, wollten die meisten Europäer das Land vor allem in die Lage versetzen, Verhandlungen aus einer möglichst vorteilhaften Position heraus führen zu können.

„Wenn es nach mir ginge“

Einen Sieg der Ukraine halten demnach 58 Prozent der Ukrainer für ein wahrscheinliches Szenario. Doch in 13 der anderen 14 Länder sind es höchstens 20 Prozent, in acht Ländern davon sogar unter zehn Prozent.

Auf die Frage, was Europa tun sollte, um einen Frieden herbeizuführen, wählten zwischen 19 Prozent (Estland) und 61 Prozent (Bulgarien) die Antwort: „Wenn es nach mir ginge, sollte Europa die Ukraine drängen, einen Frieden mit Russland auszuhandeln.“ Bei den Deutschen sind es immerhin 41 Prozent, während 31 Prozent der Ansicht sind, Europa sollte der Ukraine helfen, verlorene Gebiete zurückzuerobern.

Falken, Tauben und anderes Gezwitscher

Die Autoren teilen die Länder je nach vorherrschender öffentlicher Meinung in zwei Lager auf: Zum „Friedenslager“ mit einer starken Präferenz für Verhandlungen gehören demnach Bulgarien, Griechenland und Italien. Zum „Gerechtigkeitslager“, das vor allem auf einen militärischen Erfolg setzt, werden Estland, Großbritannien, Polen, Portugal und Schweden gezählt. Andere Länder weisen keine so klaren Mehrheiten auf. In der Studie heißt es: „Falken sind immer noch Falken, Tauben immer noch Tauben. Und dazwischen bleibt man gespalten.“

Tino Künzel

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