Russland ist wegen der US-Wahlen angespannt

Russen haben nichts jenseits des Ozeans verloren. Russische Staatsbürger können die US-Wahlen nicht beeinflussen (Vorwürfe der russischen Einmischung in den Wahlprozess sind ein besonderes Thema). Aber es hängt viel davon ab, was nach den Urnengang in Amerika passiert. Auch in Russland.

US-Wahlen
Im Studio des Fernsehsenders Swesda wird über die US-Wahlen diskutiert. (Foto: Youtube)

Die US-Wahlen haben niemanden gleichgültig gelassen. Am Vorabend der Abstimmung und während der Stimmenauszählung waren die US-Wahlen das Thema Nummer eins in russischen Medien. Die Gäste im Studio des Fernsehsenders Swesda, einem Projekt des Verteidigungsministeriums, halten beispielsweise einen Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten für die wahrscheinlichste Entwicklung der Situation. Und sie sehen den Auslöser dafür natürlich bei den Demokraten: Linke militante Gruppen seien schon bereit, sich zu engagieren.

Europa ist interessanter

Die meisten Russen interessieren sich jedoch nicht dafür, wie die Dinge in Übersee laufen. Viel wichtiger ist, wie Trump die Situation auf dem europä­ischen Kontinent beeinflussen wird.

In seinen Wahlkampfreden versprach Trump, den Krieg in Europa fast über Nacht zu beenden. Sowohl die russische als auch die ukrainische Seite waren diesbezüglich skeptisch. Im Prinzip möchte jeder zu einem normalen Leben zurückkehren, so normal wie es nach dem Geschehenen möglich ist. Die Frage ist nur, zu welchen Bedingungen. Und hier gibt es ernsthafte Zweifel am diplomatischen Geschick des neuen Herrn im Weißen Haus.

Hoffnung auf Trump

Dennoch ist der Kreml nicht gegen eine Beteiligung Washingtons an dem Prozess. Moskau warte auf konkrete Vorschläge für eine Konfliktlösung. „Da es die Vereinigten Staaten sind, die diesen Konflikt anheizen und ständig Öl ins Feuer gießen und direkt in ihn verwickelt sind, sind die Vereinigten Staaten durchaus in der Lage, diesen Kurs ihrer Außenpolitik zu ändern. Aber ob und wie sie das tun werden, können wir erst ab Januar beurteilen“, so Kremlsprecher Dmitri Peskow. Es ist unwahrscheinlich, dass Kamala Harris, wenn sie zur Präsidentin gewählt würde, dem Frieden in Europa auch nur einen Schritt näher käme. Die Regierungsmannschaft, in der sie ein hohes Amt innehatte, hat kaum Fortschritte in dieser Richtung gemacht. Es ist also Trump, der die Hoffnung auf Frieden verkörpert. So überraschend dieser Satz für einige Beobachter auch klingt.

Igor Beresin

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