Onlinehändler machen’s bislang nicht besser: Autoabsatz sinkt

Nach einem kurzen Anstieg der Autoverkäufe im April war der Mai von einem erneuten Rückgang gekennzeichnet. Das ist verständlich und war zu erwarten. Die Experten sind unterschiedlicher Meinung, wie sich die Situation weiterentwickeln wird.

Autoabsatz sinkt
Der Autoabsatz sinkt, die Flotte der unverkauften Wagen bei Händlern wird immer größer. ((Foto: Alexej Bulkin/NEWS.ru/TASS)

Die Neuwagenverkäufe sind im Mai zurückgegangen. Es konnte gar nicht anders sein. Zahlreiche Feiertage, die die Russen – vor allem die finanziell Wohlhabenden – gewöhnlich nutzen, um aus der Stadt zu fliehen, haben den Autohäusern potenzielle Käufer entzogen. Die Marktforscher von der Avtostat-Agentur haben berechnet, dass der Absatz von Neuwagen im Mai im Vergleich zum Vormonat um 10,7 Prozent gefallen ist. Insgesamt wurden im Mai in Russland 91.220 Neuwagen verkauft. Wie immer sind die Verkaufsschlager verschiedene Lada-Modelle und chinesische Marken, die den Russen bereits gut bekannt sind: Chery, Geely und andere (siehe Tabelle).

Kein Handel ohne Rabatte

Die Fülle der Feiertage ist nicht der einzige Grund für die Mai-Flaute. Es geht auch darum, dass die Autoverkäufer im Frühjahr die Käufer mit sehr attraktiven Preisen verwöhnt haben. Die Zeit der großen Rabatte ist vorbei, was sich auf die Verkaufsergebnisse ausgewirkt hat.

Andererseits neigen manche Experten zu der Ansicht, dass das Potenzial der Rabatte noch nicht ausgeschöpft ist. So äußerte sich Ilja Petrow, Leiter des Einzelhandelsverkaufs bei Avilon, in einem Interview mit der Zeitung „Kommersant“ zuversichtlich, dass es im nächsten Monat keine Reduzierung der Rabattangebote geben wird.

Hierfür gibt es zwei Gründe. Erstens beginnt im Juni die Urlaubssaison, die traditionell mit geringeren Verkaufszahlen einhergeht. Zweitens ist die Nachfrage unzureichend bei einer Fülle von Angeboten. Bei den Autohändlern steht eine Menge an unverkauften Wagen. Ohne Rabatte scheint dieses Problem unlösbar zu sein.

Die meistverkauften neuen Autos, Mai 2025
PlatzModelVerkaufsvolumen, StückzahlMarktanteil, %Dynamik zum Vorjahr, %
1Lada Granta12 03313,19-35,1
2Lada Vesta65597,19-51,9
3Haval Jolion45865,03-27,8
4Chery Tiggo 7 Pro Max27573,02-45,8
5Lada Niva Legend26002,85-29,3
6Changan UNI-S25422,79-27,9
7Belgee X5024042,64-33,2
8Geely Monjaro23902,62-18,5
9Chery Tiggo 423312,56N/A
10Lada Niva Travel22882,51-45,6
Quelle: Autostat

Die Flotte auf Lager

Andrej Terljukewitsch, Geschäftsführer der Avtospetscentre-Unternehmensgruppe, ist der Ansicht, dass die meisten Marken über Pkw-Lagerbestände verfügen, die es ihnen ermöglichen, den Absatz für weitere sechs bis sieben Monate aufrechtzuerhalten. Allerdings ist die Situation von Marke zu Marke sehr unterschiedlich. „Einige haben Vorräte für zehn Monate Verkauf, während andere bereits einen leichten Mangel an bestimmten Modellen haben“, so Andrej Terljukewitsch in einem Gespräch mit der „Kommersant“.

Die Anhäufung von Lagerbeständen wird durch das Wachstum der Pkw-Produktion im Land begünstigt, das nach Angaben von Rosstat im Zeitraum von Januar bis April 8,3 Prozent betrug (insgesamt 246.000 Fahrzeuge). Es werden auch Autos importiert: Die Mengen sind nicht mehr so hoch wie früher, aber dieser Lieferweg funktioniert.

Onlinehändler spielen mit

Das Problem ist nicht das Angebot, sondern der Absatz. Online-Marktplätze versuchen, Abhilfe zu schaffen – und Geld daraus zu machen. Anfang Juni berichtete der Pressedienst des Ozon-Marktplatzes über die Einführung der Option, ein Auto auf Leasing-Basis zu kaufen. Dieses Angebot richtet sich an Einzelunternehmer und Firmen. Derzeit bietet die Webseite etwa 4500 Autos an, die mit Lieferung in mehr als 1200 russische Städte geleast werden können.

Der Ozon-Erzrivale, der Onlinehändler Wildberries, kündigte in diesen Tagen an, in Rostow am Don den Service der Selbstauslieferung von Autos anzubieten. Die auf der Online-Plattform gekauften Fahrzeuge kann man von den Autohäusern der Stadt selbst abholen. Rostow wird damit die dritte Stadt in Russland sein, in der ein solches Programm läuft.

Firmen und Wechselkurse

Die Prognosen für den Juni sind unterschiedlich. Alle gehen davon aus, dass dieser Monat traditionell nicht der beste ist, was den Umsatz betrifft. Aber wie schlecht wird er sein? Laut Ilja Petrow werden die Umsätze weiter sinken, und zwar um 5 bis 8 Prozent im Vergleich zum Mai. Andrej Terljukewitsch hingegen erwartet, dass das Ergebnis im Juni in der Nähe der Aprilwerte liegen werden. Begründung: Der Juni markiert das Ende des zweiten Quartals, die Verkäufe könnten durch Firmenkunden beeinflusst werden. Außerdem begünstigt der Wechselkurs die Ankäufe.

Goscha Haimow

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