Neue Hausordnung für Moskauer Flughäfen

Wollten Sie schon immer mal in der Flughafentoilette Wäsche waschen? Oder Luftballons auf dem Flughafengelände steigen lassen? Dann seien Sie gewarnt: In Moskau machen Sie sich damit neuerdings strafbar. Das hat die Regierung des Moskauer Gebiets verfügt.

Der Moskauer Flughafen Scheremetjewo und sein Terminal D. © Tino Künzel

Auf den Moskauer Großflughäfen Scheremetjewo und Domodedowo gelten neue Benimmregeln. Verhängt haben die Betreiber sie allerdings nicht selbst. Es handelt sich vielmehr um einen Beschluss der Duma des Moskauer Gebiets, in dem sich die Flughäfen befinden. Der Flughafen Wnukowo hat sich bisher nicht geäußert.

Das dreieinhalbseitige und dicht beschriebene Papier wurde von der Gebietsregierung gebilligt. Es enthält Dutzende Verstöße, die künftig geahndet werden sollen, wenn auch mit teils symbolischen Geldstrafen, die meist zwischen 100 und 500 Rubel liegen. Es handelt sich um mitunter relativ exotische Situationen, bei denen die Vorstellungskraft mit den Autoren der Vorlage durchgegangen zu sein scheint. Verboten ist zum Beispiel, durch das Flughafengebäude zu reiten. Aber auch die Fortbewegung auf Fahrrädern und anderen Gefährten ist unter Strafe gestellt.

Luftballons sollte man lieber nicht steigen lassen und auch die Toilette nicht zum Umkleiden, Duschen oder Wäschewaschen benutzen. Eher schon lebensnah scheint die Sanktionierung des Anhörens von Musik ohne Kopfhörer zu sein. Das meiste Rauschen im Blätterwald verursachte jedoch Punkt 13. Zur Wahrung der öffentlichen Ordnung auf dem Flughafen wird demnach untersagt, „eine liegende Haltung in Sesseln, auf Bänken und Sitzen, auf Stufen und Treppen sowie auf dem Fußboden einzunehmen sowie auf dem Fußboden, auf Stufen und Treppen zu sitzen“. Wie bitte? Dafür wird man neuerdings zur Kasse gebeten?

Das Verkehrsministerium des Moskauer Gebiets beeilte sich, die Wogen zu glätten. Passagiere mit gültigen Tickets oder Reservierungen könnten es sich im Zweifelsfall selbstverständlich auch auf dem Fußboden bequem machen. Die Maßnahmen zielten vielmehr darauf ab, gegen eine zweckfremde Nutzung der Flughäfen als Obdach vorzugehen. Obdachlose sollen auch mit einem Punkt abgeschreckt werden, der verbietet, sich mehr als 24 Stunden ohne Ticket auf dem Flughafen aufzuhalten. Aber sind Obdachlose wirklich ein drängendes Probleme für Moskauer Flughäfen? Dann schon eher aufdringliche Taxifahrer. Auch die werden von der Verordnung aufs Korn genommen. Wer Passagiere bedrängt, um ihnen Leistungen aufzuschwatzen, die sie nicht bestellt haben, macht sich ebenfalls strafbar. Ob ins Ohr getutete Angebote wie „Taxi in die Stadt? Gar nicht teuer!“ im Ankunftsterminal damit bald der Vergangenheit angehören?

Tino Künzel

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