Neue Geografie des Reisens: Auch Nordkorea auf Tourismusmesse

Nordkorea hat sich erstmals auf Russlands größter Tourismusmesse MITT präsentiert, die Mitte März stattfand. Man wolle „Vorurteile abbauen“ und „Offenheit“ demonstrieren, hieß es von Seiten des Reiseveranstalters „Projekt Pjöngjang“, der Ski- und Badetourismus anbietet. Und einlädt in das „geheimnisvollste Land der Welt“.

Der nordkoreanische Stand: gar nicht so exotisch unter all den Exoten. (Foto: Tino Künzel)

Am Tag, bevor das Crocus-Gelände am nordwestlichen Stadtrand von Moskau weltweit in die Schlagzeilen geriet, ging 200 Meter vom Schauplatz des Verbrechens die 30. Auflage der Tourismusmesse MITT zu Ende. Sie hatte über 900 Aussteller aus den russischen Regionen und 29 Ländern der Erde versammelt. Westliche waren bis auf wenige vereinzelte Aussteller keine darunter.

Den Ton in der internationalen Halle gaben vor allem asiatische Länder an – allen voran Indien, das als Partnerland der Messe mit einem mehr als 100 Quadratmeter großen Stand aufwartete. Außerdem stark vertreten: zentralasiatische Länder wie Tadschikistan und Usbekistan, das südkaukasische Aserbaidschan, die Türkei und beliebte Fernreiseziele wie Sri Lanka, Thailand, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten.

Deutlich bescheidener war da der kleine Stand von Nordkorea. Dafür handelte es sich um eine Premiere: Das Land stellte sich erstmals auf der MITT vor. Ein Vertreter des Reiseveranstalters „Projekt Pjöngjang“ wird von Interfax mit den Worten zitiert, es gehe vor allem darum, Vorurteile zu widerlegen und „Offenheit“ zu demonstrieren.

Der Stand war mal mehr, mal weniger umlagert. Nordkorea unterhält auch mit Russland keinen visafreien Verkehr, ist generell schwer zu erreichen und steht ohnehin nur Reisegruppen offen, keinen Einzelreisenden. Das alles und noch vieles mehr macht das Land zu einem sehr speziellen Reiseziel. Im Flyer von „Projekt Pjöngjang“ wird es als „geheimnisvollstes Land der Welt“ bezeichnet. Man wirbt um Kunden für Ski- und Badetourismus. Im Februar hielt sich die erste Reisegruppe aus Russland seit der Pandemie drei Tage in einem Wintersportort auf. Im März folgten zwei weitere Gruppen.

Direktflüge nach Nordkorea sind von Russland aus nur ab Wladiwostok möglich. Von dort ist inzwischen auch eine Fährverbindung im Gespräch.

Tino Künzel

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