Nawalny liegt auf der Intensivstation

Alexej Nawalny ist zweifelsohne die prominenteste Figur der russischen Opposition. Jüngst hatte er wieder für Aufregung gesorgt. Nun liegt der 44-Jährige mit einer schweren Vergiftung im Krankenhaus.

Alexej Nawalny sucht stets die Öffentlichkeit, um gegen die russische Regierung zu mobilisieren. (Foto: Yuri Timofeyev/Flickr)

Während ganz Russland auf die Proteste beim kleineren Bruder Belarus blickte, tragen sich im eigenen Land brisante Entwicklungen zu. Alexej Nawalny wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Auf einem Rückflug von Tomsk nach Moskau zeigte der prominente Blogger und Regierungskritiker Symptome einer starken Vergiftung. Nach einer Notlandung in der sibirischen Großstadt Omsk wurde er noch auf der Landebahn von einem Krankenwagen abtransportiert. In einem Video, das an Bord des Flugzeuges aufgenommen wurde, sind deutlich Nawalnys Schreie zu vernehmen.

Der Regierungskritiker befindet sich nun auf der Intensivstation einer örtlichen Klinik. Über seinen Zustand herrschte vorübergehend Unklarheit. Während einige Medien davon berichteten, dass Nawalny sein Bewusstsein bereits wieder erlangt habe, schreiben andere, dass er ohnmächtig an einem Beatmungsgerät hänge. Neueren Informationen zufolge befindet er sich tatsächlich im Koma und wird künstlich beatmet.

Nawalnys Pressesprecherin Kira Jarmysch vermutet auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass ein Tee, den der Politiker früh am Tag in einem Café des Tomsker Flughafens zu sich nahm, vergiftet wurde. „Es war das einzige, was er am Morgen getrunken hat“, so Jarmysch. Man habe die Polizei informiert und ins Krankenhaus gerufen. Auch Beamte des Geheimdienstes FSB sollen vor Ort sein. Ein Sprecher des Krankenhauses gab an, dass es noch „keine Gewissheit“ darüber gebe, ob tatsächlich eine Vergiftung vorliege. Diverse Quellen berichten hingegen, dass vieles auf eine Vergiftung durch ein „nicht identifiziertes Psychodisleptikum“ hindeute.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Verdacht im Raum steht, Nawalny könnte vergiftet worden sein. Bereits im letzten Jahr litt er unter einer heftigen allergischen Reaktion, nachdem er aus einem russischen Gefängnis entlassen wurde. Nichtsdestotrotz setzte der Regierungskritiker seine Arbeit gegen die Regierung fort. In den vergangenen Tagen war er in Sibirien unterwegs, um für oppositionelle Kandidaten bei den kommenden Lokalwahlen zu werben.

In der neuesten Folge seiner Talkshow auf YouTube pries Nawalny die Entwicklungen in Belarus an und inszenierte diese als mögliches Vorbild für Russland. Während zuletzt der Fokus allein auf den Protesten im fernöstlichen Chabarowsk gelegen habe, sei die russische Regierung nun auch noch gezwungen, sich mit dem Nachbarland zu beschäftigen. „Das ist für jeden russischen Politiker ein bisschen unangenehm“, erklärte Nawalny. Mit seiner Position steht er in Russland keineswegs alleine da. Auch andere Oppositionspolitiker hoffen auf ein ähnliches Szenario im Anschluss an die nächsten russischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024.

Wie das russische Lokalmedium „Taiga.info“ schreibt, befand sich Nawalny auch deshalb in Sibirien, um Nachforschungen zu prominenten Politikern der Regierungspartei anstellen. Mit Korruptionsvorwürfen, unter anderen gegen den ehemaligen Ministerpräsident Dmitrij Medwedew, hatte Nawalny immer wieder die Wut einflussreicher Personen im Land auf sich gezogen.

Patrick Volknant

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