
Rjasaner Lollipop
Rjasan ist nicht nur wegen seiner grüßten historischen Sehenswürdigkeit zu einem Pilgerort für Touristen geworden. Der örtliche Kreml, auf dessen Gebiet sich acht Kirchen befinden, ist zweifelsohne beeindruckend. Aber auch die zahlreichen relativ neuen Privatmuseen von Rjasan lohnen eine Besichtigung. Eines von ihnen ist das Museum für die Geschichte des Rjasaner Lollipops.
Im Jahr 2017 wurde ein abgenutztes Blatt in einem alten Buch mit dem Titel „Notizen des Komitees der Zuckerköche“ gefunden. Diese Botschaft aus dem 19. Jahrhundert mit einem Rezept für die Herstellung von Zuckerlutschern war der erste Schritt nicht nur zur Wiederbelebung dieser süßen Leckerei in Rjasan, sondern auch zur Einrichtung eines Museums.
Das Museum der Geschichte des Rjasaner Lutschers
Der einzigartige Geschmack des Rjasaner Lutschers, der nun im Museum zubereitet wird, ist durch das Zertifikat über das ausschließliche Recht auf die Ursprungsbezeichnung geschützt. Diese Süßigkeit ist zu einer echten Marke und einem Symbol für die Region Rjasan geworden.

Der Ort, an dem der Rjasaner Lolli hergestellt wird, ist mehr als nur ein Museum. Hier darf man die Exponate nicht nur mit den Händen anfassen, sondern auch probieren. Außerdem kann man in einem Workshop einen einzigartigen Rjasaner Zuckerhahn kreieren und ihn mit Schokoladenglasur verzieren.
Das Museum verfügt über drei Säle. Der erste ist der Biografie von Kaiser Alexander II. und seiner Reise nach Rjasan anlässlich der Ausstellung der Errungenschaften der Provinz im Jahr 1837 gewidmet. Damals erhielt Nikolai Schischkow, der im Dorf Speschnewo in der Provinz Rjasan eine der ersten Zuckerrübenfabriken eröffnet hat, einen Sonderauftrag. Der Garde-Stabsoffizier sollte Leckereien für die hohen Gäste herstellen. Er bereitete Geschenke in Form von Körben vor, die mit Lutschern gefüllt waren. Die Lutschermasse wurde aus Zucker und Melasse aus eigener Produktion unter Zugabe von Blütenhonig hergestellt und in die Formen von Hähnen gegossen. Verziert wurden die Lutscher mit geriebenem Kakao, der aus St. Petersburg kam. Alexander II. mochte die Leckerei so sehr, dass er große Körbe mit Lutschern füllen und sie nach St. Petersburg an den Hof schicken ließ.

Im zweiten Saal wird über die Entstehung des Zuckers in Russland und über Nikolai Schischkow selbst berichtet. Das Museum hat auch Schischkows Büro und sein chemisches Labor restauriert. Im dritten Saal erfahren die Gäste, wie im 19. Jahrhundert Zucker hergestellt wurde. Das Museum bietet auch Unterhaltung für Kinder: Sie können sich die Zukunft vorhersagen lassen und am „Zeittelefon“ alte Romanzen anhören.
Der Geruch von Brot
Sobald man die Hauptfußgängerzone von Rjasan, die Pochtowaja uliza (Poststraße), betritt, strömt einem ein unglaublich verlockender Duft von frischem Brot entgegen. Er kommt aus dem Museum, das den Namen „Der Duft des Brotes“ trägt. Dort wird die Geschichte des Brotes in der Region Rjasan erzählt, und zwar über den gesamten Weg vom gepflanzten Samen bis zur Theke einer Bäckerei. Im Brotmuseum kann man, wie im Lutschermuseum, Exponate mit den Händen anfassen und so erfahren, wie unsere Vorfahren Roggen und Weizen anbauten und daraus Mehl für die Brotherstellung mahlten.

Kalinnik
Im Museum erfahren die Besucher die Geschichte von Kalinnik, einem beliebten Kuchen, der im 19. Jahrhundert in der Provinz Rjasan aus kalina (Roter Holunder) und Roggenmehl hergestellt wurde. Damals wuchs Roter Holunder in Hülle und Fülle, und Roggenmehl war billiger als Weizenmehl. Die Herstellung des Kuchens dauerte zwei Tage. Der Teig aus Roggenmehl, Honig und kochendem Wasser wurde am Abend geknetet und in einen leicht erwärmten Ofen gestellt. Am Morgen bereitete man die Füllung aus Rotem Holunder zu, mit oder ohne Äpfel, und verteilte sie zwischen zwei Teigschichten. Die Kalinniks wurden, in Grünkohlblätter eingewickelt, etwa 8 Stunden lang gebacken, daher der schöne Abdruck auf dem Kuchen.

Im Jahr 2017 veranstaltete das regionale Kulturministerium von Rjasan eine Reihe von gastronomischen Expeditionen in der Region. Eine davon fand in den Dörfern des Sasowski-Bezirks statt, wo die Köche die Einwohnerin Nina Korasteljowa trafen, die ihnen ein Rezept für Kalinnik-Kuchen verriet. Der klassische Kalinnik war nicht für die Schnellrestaurantküche geeignet. Die Köche mussten das Rezept an die modernen Gegebenheiten anpassen. So entstand eine neue Version des Kuchens aus drei Mehlsorten – Roggen, Weizen und Traubenkirsche – mit Roter-Hollunder-Konfitüre und weißer Schokoladenglasur. Zwar können die Gäste im Museum keinen Kalinnik backen, aber eine spezielle Version im Museumsladen kaufen. In einem Workshop können Touristen mit ihren eigenen Händen Brezeln herstellen, die zehn Minuten lang vor ihren Augen gebacken werden, während die Gäste sich einen Tee gönnen können.

Das Festival
Wer noch den ganz echten Kalinnik in Kohlblättern nach Originalrezept probieren möchte, sollte Rjasan unbedingt im Mai besuchen. Jedes Jahr wird die Stadt in diesem Monat zum Schauplatz des Festivals „Die Küche der Region Rjasan“. Speziell aus diesem Anlass bieten führende Restaurants und Cafés besondere Gerichte an, die gehobene Küche auf der Grundlage alter Rezepte und eine neue Interpretation der regionalen Produkte präsentieren.
Eine Welle des Interesses an der lokalen traditionellen Küche erreichte die Region Rjasan im Jahr 2018. Damals reisten ganze Expeditionen regelmäßig in das Hinterland, um die gastronomischen Geheimnisse der Vorfahren zu erkunden. Und die Gastronomen erhielten für ihr Arsenal uralte Rezepte, darunter nicht nur Kalinnik, die neue Dessert-Visitenkarte der Region Rjasan, sondern auch Kurnik (Hähnchenkuchen), eine lokale Version von Pfannkuchen, Kalja-Suppe, auf besonderer Weise zubereiteter Karpfen und vieles mehr.
Die Besonderheit des Jahres 2025
In diesem Jahr wird jeder Aussteller im Rahmen des Festivals einen der Bezirke der Region Rjasan vertreten. Auf diese Weise werden sie das gastronomische Potenzial der Region vorstellen und über die kulinarischen Traditionen ihres Bezirks berichten.
„Die Küche der Region Rjasan“ ist ein Festival, bei dem es nicht nur ums Essen geht, sondern auch um eine schöne Präsentation mit einem Verweis auf die Geschichte. In diesem Jahr nehmen 20 Restaurants in Rjasan an der Veranstaltung teil. Die Gerichte, die in der Festivalzeit auf den Tisch kommen, kann man auf der Webseite der Veranstaltung sehen: krkfest.ru.
Fachleute versichern, dass es sich lohnt, Plätze im Voraus zu reservieren. Wenn jemand also im Mai eine Gastrotour nach Rjasan unternehmen möchte, ist es besser, sich rechtzeitig um einen Tisch zu bemühen. Die besten gastronomischen Entdeckungen des Festivals werden von der Festtagskarte auf die ständige Speisekarte übergehen, um die Gäste von Rjasan das ganze Jahr über zu verwöhnen.
Anna Braschnikowa