Am 14. Februar ist wieder Valentinstag. Aber soll man ihn feiern, diesen Ausländer und Westimport? Der russische Kirchenpatriarch Kirill hat dazu Ende Januar von einem Rednerpult im Staatlichen Kremlpalast herab etwas gesagt, was man wohl auch von ihm erwartet hätte. In der Kurzversion: um Himmels willen!
In Russland hat es Tradition, sich von unerwünschten Festen abzugrenzen oder sie zumindest auf Linie zu bringen. So wurde das christliche Weihnachten in der Sowjetunion praktisch durch das ohne „Opium des Volkes“ auskommende Neujahr ersetzt, allerdings mit Weihnachtsbaum.
Vom Valentinstag soll nach dem Willen von Kirill aber nichts übrigbleiben. Das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, dieser Hochburg der Liebe und der vielbeschworenen traditionellen russischen Werte, verwies in seiner Rede auf „LGBT-Propaganda“, die „Gott sei Dank auf Gesetzesebene in unserem Land verboten wurde“. Nun müsse man den nächsten Schritt gehen. Der Valentinstag, so Kirill, habe mit echter Liebe nichts gemein, er propagiere freie Liebe – „frei von jeglicher Verantwortung für das Leben des Nächsten, für das Leben künftiger Kinder“.
Er rief dazu auf, Russlands kulturellen Raum von diesem „miesen Exzess“ zu befreien. Der Valentinstag vertrage sich nicht nur nicht mit den traditionellen Werten, er „widerspricht all unseren Prinzipien: historischen, moralischen und religiösen“.
Zumal Russland auf einer besonderen Mission ist, wie der Patriarch unlängst im Föderationsrat ausführte: „Es ist ganz wichtig, dass unser Land in der Lage ist, den Widerstand gegen den – jetzt sage ich ein unglaubliches Wort – Antichrist anzuführen.“ Da kann man falsche Feste nicht gebrauchen.
Tino Künzel