Laufwege in Moskau: Joggen im Park, im Wald oder am Fluss

Manche behaupten ja, ganz Moskau sei ein einziges Gerenne. Aber andererseits verleitet die Großstadt zur Trägheit. Und der Stress, den sie mit sich bringt, wird sowieso lieber rausgeschwitzt. Wo joggt es sich dafür in Moskau am besten?

In Luschniki finden Profis wie Laien beste Voraussetzungen vor. (Foto: Tino Künzel)

Setun-Tal an der Mosfilmowskaja

Wenn der deutsche Botschafter am Morgen ein Läufchen machen würde, dann vermutlich hier. Zumindest ist diese grüne Oase nur einen Steinwurf von der Mosfilmowskaja-Straße entfernt, an der sich die deutsche Botschaft befindet. Im Übrigen handelt es sich eher um einen Geheimtipp. Diese parkähnliche Anlage in einer ruhigen Wohngegend ist außer Anwohnern kaum jemandem bekannt. Selbst am Wochenende muss man also selten Fußgängern ausweichen.

Plus: Allerlei Wege zu beiden Seiten der Setun bieten viel Streckenauswahl wider die Monotonie.

Minus: Die neue MZD-Station Poklonnaja (D4) ist ganz in der Nähe, ansonsten ist die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig.

An der Setun ist die Stadt nur am Horizont zu sehen. (Foto: Tino Künzel)

Luschniki

Russlands größter Sportplatz mit seinen zahlreichen Stadien, Hallen und sonstigen Anlagen ist das ultimative Pflaster für Jogger, denen eine hochwertige Infrastruktur wichtig ist. In Luschniki, haben sie sogar eine mit roter Farbe markierte eigene Spur, die sich auch durch einen die Gelenke schonenden Bodenbelag auszeichnet. Während nebenan Fahrrad- und Scooter-Fahrer vorbeirollen, kann man es gemütlich angehen lassen oder auch Steigerungsläufe absolvieren, ohne verwunderte Blicke zu ernten.

Plus: Die gesamte Umgebung motiviert dazu, dem inneren Schweinehund nicht nachzugeben.

Minus: Kaum Schatten, was im Sommer zur Spaßbremse werden kann. Aber zumindest geht es praktisch an der Moskwa entlang, sodass ein kühles Lüftchen möglich ist.

Gorki-Park

Vielleicht der angesagteste Moskauer Park überhaupt und auf jeden Fall einer der zentralsten. Hier probierte die Stadt 2010 als erstes aus, ob öffentliche Räume nicht ohne Schießbuden, Geisterbahnen und anderen Klamauk viel besser zu einer modernen Großstadt passen. Auch Sport kann im neuen, aufgeräumten Gorki-Park reichlich getrieben werden, unter anderem ist auch ein Laufklub hier ansässig. Beim morgendlichen Training im Sommer hat man den Park fast ganz für sich.

Plus: Eines der schönsten Fleckchen von Moskau macht das Joggen zum Vergnügen. Und wer will, kann entlang der Moskwa in der einen Richtung bis zum Roten Platz weiterlaufen und in der anderen bis zu den Sperlingsbergen.

Minus: Bei all den anderen möglichen Aktivitäten im Park kann man versucht sein, das anstrengende Laufen doch lieber gegen etwas weniger Schweißtreibendes einzutauschen.

Siegespark

Vom Poklonnaja-Hügel, auf dem der Siegespark angelegt wurde, soll Napoleon einst auf Moskau in der Ferne geschaut haben. Heute ist die Gegend fast schon Zentrum. Zum Laufen eignen sich die vielen Wege und Alleen an den Rändern des zentralen Bereichs und im hinteren Teil des Parks, jenseits des Siegesmuseums. Sportschuhe mit effektiver Stoßdämpfung sind allerdings sehr zu empfehlen, denn der vorherrschende Untergrund ist Asphalt.

Plus: Der Park hat seine eigene Aura.

Minus: Der Straßenlärm vom Kutusow-Prospekt ist schwer auszublenden.

Moskwa-City im Blick: Geh- und Laufwege im Siegespark (Foto: Tino Künzel)

Park Sokolniki

Einer der Lieblingsparks der Moskauer und so groß, dass man sich darin ohne weiteres verlaufen kann. Anders als vielleicht vor der Haustür im eigenen Wohngebiet ist man als Jogger hier garantiert kein Exot. Es gibt auch einen Laufklub namens YogaRun. Trainiert wird täglich, die Standarddistanz sind zehn Kilometer. Für wen solche Strecken viel zu ambitioniert sind, der kann einfach mal draufloslaufen und sehen, wie weit er kommt und wo er landet.

Plus: Alter, traditionsreicher, gut ausgebauter Park mit viel Flair.

Minus: Für manchen vielleicht schon zu weit draußen.

Kadaschjowskaja-Uferstraße

Dieses Stück Innenstadt am Moskwa-Kanal wurde gerade erst fußgängerfreundlich rekonstruiert. Wer hier joggt, merkt die eigene Erschöpfung gar nicht, weil dem Auge so viel Ablenkung geboten wird. An der Uferstraße wurde dieses Jahr ein neues Gebäude der Tretjakow-Galerie eröffnet. Genau gegenüber hat die EU-Delegation ihren Sitz. Vis-à-vis erstreckt sich der berühmte Bolotnaja-Platz, durch dessen Bäume schon der Kreml zu erkennen ist. Wer einmal da ist, der kann seine Strecke beliebig ausdehnen. Viele Uferstraßen an der Moskwa haben besonders breite Fußwege und sind zum Laufen damit bestens geeignet.

Plus: Viel mehr Zentrum geht nicht.

Minus: Nicht dass es einen Dress Code gäbe, aber der Ort verpflichtet selbst Jogger zu einem gepflegten Äußeren.

Park Fili

Nicht die namhafteste Location, aber unbedingt einen Versuch wert. Am Steilufer der Moskwa westlich des Stadtzentrums gelegen, führen neumodische Treppen zum Fluss hinunter und können als eigene Trainingsstätte dienen. Ansonsten geht es auf der Hauptallee oder auf verschlungenen Pfaden mal über Asphalt, mal über Stock und Stein. Obwohl es hier keine drei Kilometer bis zum Hochhaus-Viertel Moskwa-City sind, ist die Großstadt nur ein fernes Rauschen.

Plus: Stilles Örtchen mit einem Hauch von Wildnis.

Minus: 100 Prozent Sport, aber 0 Prozent Prestige.

Bitza-Park

„Park“ ist in diesem Fall stark untertrieben. Der Bitza-Park ist ein riesiger zusammenhängender Wald, wie er für die meisten Städte mangels seiner Größe undenkbar wäre. Doch für Moskaus Süden mit seinen überdimensionierten sowjetischen Massenwohnsiedlungen ist er als Naherholungsgebiet ein Glücksfall. Hier ist alles ein wenig ursprünglicher als anderswo und der Jogger sollte eine gesunde Umsicht walten lassen. Ein Pfad führt auch gern mal zu einem Flüsschen, das sich nicht überqueren lässt, ohne dabei im Schlamm zu versinken oder sich zumindest nasse Füße zu holen.

Plus: An Waldwegen besteht hier nun wirklich kein Mangel.

Minus: So geht Wald, mit allen Vor- und Nachteilen.

Neujungfrauenteiche

Die kleine Parkanlage unterhalb des Neujungfrauenklosters erfreut sich großer Beliebtheit bei Spaziergängern, auch die Büromenschen aus den umliegenden Firmen dieser aufstrebenden Gegend schütteln hier in der Mittagspause gern mal die Müdigkeit aus den Gliedern. Aber die Wege sind so zahlreich, dass man sich nicht ins Gehege kommt. Und wer dann doch mal etwas mehr Auslauf braucht, der kann nebenan kilometerweit die Moskwa entlanghecheln.

Plus: Historischer Boden. Wer weiß, wer hier schon alles war.

Minus: Eher für ein bisschen Bewegung zwischendurch geeignet als für die große Tour.

Zusammengestellt von Tino Künzel

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