Lang, hoch,teuer: Russlands kostspieligste Brücken

Sie führen Menschen zusammen und verbinden Städte: Brücken sind in Russland meist eine Nummer größer und wahre Meisterwerke von Architektur und Technik. Doch das raue Klima und die weitläufige Landschaft machen ihren Bau zu einer aufwendigen und oft äußerst kostenintensiven Angelegenheit. Die MDZ hat die fünf teuersten Brücken Russlands unter die Lupe genommen.

Megavorhaben: Die Brücke nach Sachalin

Foto: trans.ru

Sachalin ist Russlands größte Insel und extrem reich an Erdöl- und Erdgas. Facharbeiter verdienen hier so viel wie nirgendwo sonst im Land. Doch das Eiland vor der russischen Pazifikküste kann bisher nur per Fähre oder Flugzeug erreicht werden – eine Landanbindung gibt es nicht. Das macht den Transport von Waren und Menschen extrem teuer. Seit Ende des 19. Jahrhunderts diskutieren Moskauer Planer daher über eine Verbindung mit dem Festland. Präsident Wladimir Putin griff diese Pläne im Sommer 2018 wieder auf – und wies die Regierung an, den Bau einer Brücke zur Pazifikinsel zu überprüfen. Das Bauwerk soll rund sechs Kilometer lang sein und über den Tatarensund, eine Meerenge zwischen der russischen Küste und Sachalin, führen. Mit geschätzten Baukosten von umgerechnet rund 3,7 Milliarden Euro wäre es die teuerste Brücke Russlands.

Das Vorzeigeprojekt: Die Krim-Brücke

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Sie ist 19 Kilometer lang, kostete rund drei Milliarden Euro und ist sehr symbolträchtig: Die Brücke über die Straße von Kertsch verbindet seit 2018 das russische Festland mit der während der Ukrainekrise angeschlossenen Halbinsel Krim. Der Monumentalbau wurde in nur zwei Jahren Bauzeit errichtet und ist gegenwärtig die längste Brücke Europas. Außerdem gilt das Mammutprojekt als teuerste Konstruktion des russischen Brückenbaus. Zu den hohen Kosten trugen vor allem die anspruchsvollen geologischen Bedingungen in der Meerenge bei. So führt die Brücke durch eine tektonisch aktive Zone und soll Erdbeben bis zur Stärke 9 auf der Richterskala aushalten. Außerdem erschwerte der extrem weiche Boden die Bauarbeiten. Manche Stützpfeiler mussten bis zu einer Tiefe von 100 Metern in den Grund getrieben werden. Die Ukraine und die EU kritisierten den Bau der Brücke.

Entlastung: Die Wolga-Brücke bei Toljatti

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Die Verkehrslage im Samarer Gebiet entspannen und Russland noch näher an seine Nachbarn heranrücken: Dies sind die Aufgaben der geplanten Wolga-Brücke in Zentralrussland. Der Bau wird Teil des Transportkorridors „Westeuropa-Westchina“, welcher Russland, Kasachstan und China stärker miteinander verbinden soll. Zuerst war die Querung eigentlich in einem Nachbargebiet geplant. Doch Gouverneur Dmitrij Asarow machte das Projekt zur Chefsache, traf sich zweimal mit Präsident Putin für Verhandlungen – und holte das Vorhaben schließlich nach Toljatti. Die fast vier Kilometer lange Konstruktion wird aus Stahl gefertigt und soll über insgesamt vier Fahrstreifen verfügen. Investoren gehen gegenwärtig von einer Fertigstellung im Jahr 2023 aus. Die Kosten für das Projekt werden auf eine Höhe von umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro geschätzt.

Lang ersehnt: Die Lena-Brücke

Foto: Pressedienst der Gebietsregierung Sacha-Jakutien

Bis zu mehreren Kilometern breit und in Frühjahr und Herbst praktisch nicht passierbar: Die Lena spaltet Russlands größte Teilrepublik Sacha-Jakutien in zwei Hälften, die bisher durch keine Brücke verbunden werden. Regelmäßig schneiden Hochwasser die Menschen auf dem rechten Flussufer von den Kliniken, Geschäften und der Infrastruktur in der Gebietshauptstadt Jakutsk ab. Das soll sich nun ändern. Im November 2019 sagte Präsident Wladimir Putin den Bau einer Brücke über Sibiriens mächtigsten Strom zu und beauftragte seine Regierung mit der Ausarbeitung entsprechender Pläne. Das Bauwerk soll eine Länge von rund drei Kilometern haben und im Jahr 2025 fertiggestellt werden. Das Vorhaben wird etwa 1,2 Milliarden Euro kosten.

Teilstück: Die Brücke über das Frische Haff

Foto: balticplus.ru

Sie wird Teil der Autobahn „Küstenring“ und soll die Ostseemetropole Kaliningrad mit den alten Küstenstädten Swetlogorsk, Pionerskij und Selenogradsk (vor 1945 Rauschen, Neukuhren, Cranz) verbinden: Vor den Toren der Gebietshauptstadt des Kaliningrader Gebietes wird eine Brücke über das Frische Haff geplant. Die ausladende Konstruktion soll über insgesamt vier Fahrstreifen verfügen und eine Länge von etwas mehr als 2,8 Kilometern erreichen. Die Konstrukteure veranschlagen für den Bau eine Summe von umgerechnet rund 630 Millionen Euro. Damit auch traditionelle Windjammer wie das legendäre Segelschulschiff Kruzenshtern weiterhin den Kaliningrader Hafen anlaufen können, soll die Brücke über bis zu 43 Meter hohe Träger geführt werden.

Birger Schütz

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