Falsche Listen und teurer Irrtum: So grillt man (nicht) in Moskau

Während die Saison auf dem Höhepunkt ist, verbietet die Stadtverwaltung das Grillvergnügen in fast allen zentralen Parks. Im Netz kursieren falsche Informationen, selbst in der Staatszeitung. Doch Unwissenheit schützt vor Strafe nicht: Bis zu 5000 Rubel kostet das illegale Grillen. Doch was ist letztendlich erlaubt? Die MDZ klärt auf.

Grillen

Im Fokus der Stadtverwaltung: Das traditionelle russische Schaschlik / Rambalac

Der Sommer hat seinen Zenit bereits überschritten, die Grill-Saison ist auf ihrem Höhepunkt. Was gibt es da Schöneres, als den Tag entspannt bei Steak und einem eisgekühltem Bier ausklingen zu lassen?

Und nicht nur Deutsche verbinden den Sommer mit geröstetem Fleisch unter freiem Himmel. Auch in Russland bleibt die warme Saison fest mit mariniertem „Schaschlik“  nach altem Familienrezept auf der Datscha verbunden. Während die Frau sich höchstens um das Marinieren kümmern darf, ist das Grillen Männersache. Angestoßen wird mit   Wodka oder Cognac.

Bildschirmfoto 2016-08-23 um 12.32.06Wer keine Datscha hat und spontan in der Nachbarschaft grillen möchte, sollte jedoch vorsichtig sein. Denn in der Hauptstadt erweist es sich als ungemein schwierig herauszufinden, wo der Spaß denn nun wirklich erlaubt ist. In den zentralen Parks und Höfen gilt gemäß städtischer Verordnungen ein fast ausnahmsloses Grillverbot. „Das Grillen ist nur in speziell ausgestatteten Bereichen gestattet, das Mitbringen von eigener Ausstattung ausdrücklich verboten. Wir begrüßen jedoch europäische Picknicke in unseren Parkanlagen, die der Natur nicht schaden“, betont „Mospark“-Pressesprecherin Alexandra Chomenok ausdrücklich. Der Grund bestehe zum einen in der vermehrten Anzahl der Brände in den letzten Jahren. Zum anderen beschwerten sich zahlreiche Parkbesucher über hinterlassene Müllberge, Rauch und Gestank, der vor allem Spaziergänger und Sportler störe.

Warnung: Unzählige im Internet verbreitete Listen sind falsch oder veraltet. So auch ein Beitrag der „Rossijskaja Gazeta“ von Ende April und diverse Einträge in sozialen Medien. Es werden immer wieder die Picknickplätze an den Andrejew-Teichen nahe der Metro Worobjowye Gory genannt. Dem entgegen hat die MDZ vor Ort jedoch in Erfahrung gebracht, dass seit einem Brand vor zwei Jahren jegliches Grillen ausdrücklich verboten ist. Und Verstöße werden mit empfindlichen Geldstrafen geahndet. Laut der „Abteilung für Natürliche Ressourcen und Naturschutz“ der Stadt Moskau liege diese bei 4000  bis 5000 Rubel für Privatpersonen und bei satten 200 000 bis 300 000 Rubel für Unternehmen.

Und wo ist der Spaß letztendlich  erlaubt? Chomenok verweist auf die Parks der Abteilung für Natürliche Ressourcen und Naturschutz. Auf deren Webseite (siehe Infokasten) sind etwa ein Dutzend Plätze aufgelistet, an denen man grillen darf. Diese befinden sich in weiterer Entfernung vom Stadtzentrum, jedoch noch innerhalb der Ringautobahn. Doch auch hier darf nur an gekennzeichneten Stellen gegrillt werden. Daran sollte man sich halten – Parkwächter sind zu Fuß und mit Pferd schneller vor Ort, als einem lieb sein kann. Darüber hinaus sollte die Höhe des eigenen Grills 30 cm nicht unterschreiten. Wichtig ist auch das Brennmaterial: Holzkohle ist erlaubt, herumliegende Äste aus Furcht vor Abholzung nicht.

Übertreiben sollte man es auch mit dem eisgekühlten Bier aber nicht. Trunkenheit in der Öffentlichkeit gilt in Moskau schließlich nicht als kulturelle Eigenart, sondern als Verstoß gegen die Vorschrift. Entgehen kann man der ganzen Bürokratie wohl nur auf der Datscha.

Christopher Braemer und Michael Lechner 

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