Erfolg dank Vielfalt: Diversity in russischen Unternehmen

Vielfalt in der Belegschaft gilt vielen Unternehmen als Garant für ein besseres Arbeitsklima und höhere Einnahmen. Russland gilt in diesem Bereich bisher als Nachzügler. Die MDZ hat Antworten zum Stand von Diversity in Russland zusammengetragen.

Diversity

Wladimir Putin mit Arbeitern der „Swesda“-Werft in Bolschoj Kamen in der Region Primorje © kremlin.ru

Erfolg in der Wirtschaft scheint heutzutage ohne Diversity kaum vorstellbar. Die ausgewogene Mischung der Belegschaft nach geschlechtlichen und ethnischen Gesichtspunkten soll zu einer Atmosphäre beitragen, die neue Ideen generiert und Unternehmen zukunftsfähig macht. Unter dem Titel „Diversity – Der Schlüssel zum Erfolg im internationalen Wettbewerb“ diskutierten am 25.  Oktober im Rahmen des Moskauer Gesprächs deutsche und russische Experten über die Vorteile und Probleme von Diversity. Aus diesem Anlass gibt die MDZ einen Überblick über die Situation in Russland.

Seit wann ist Diversity ein Thema?

Mit der Wirtschaftskrise 2008  begann in Russland ein Umdenken und eine Öffnung für ausländische Erfahrungen, sagt Savkatzon Kachcharov, geschäftsführender Partner der in Moskau ansässigen Unternehmensgruppe ATG-CNT Consult. Es waren in erster Linie Human-Resources-Spezialisten, die ihre Erfahrungen in russische Unternehmen einbrachten. Mittlerweile ist Diversity auch in die Gesetzgebung aufgenommen worden – als Verbot der Diskriminierung äußerlicher Merkmale und durch Quoten, beispielsweise für Behinderte. Seit 2013 dürfen auch Stellenausschreibungen nicht mehr auf bestimmte Personengruppen zugeschnitten sein.

Gibt es mittlerweile ein Bewusstsein?

Nur bedingt. Um Diversity zum Teil der Unternehmenskultur zu machen, braucht es mehr Verständnis für das Thema. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC hat 2016 festgestellt, dass lediglich 14 Prozent aller russischen Unternehmen auf soziokulturelle Vielfalt Wert legen. Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter spielt Diversity gar nur für vier Prozent eine Rolle. Dies zeigt sich auch in der Umfrage des Personaldienstleisters Hays, bei der 81 Prozent der Befragten angaben, dass ihre Firma keine offizielle Geschlechterpolitik verfolge.

Wie steht es um die Frauen?

Nach einer Erhebung des Medienkonzerns Thomson Reuters aus dem Jahr 2017 gibt jede fünfte russische Frau an, Opfer von Diskriminierung zu sein. Ebenso scheint es für Frauen in russischen Unternehmen immer noch viele Hindernisse für den Aufstieg innerhalb der Firma zu geben. Als Hauptgründe werden informelle Absprachen unter Kollegen und stereotype Vorstellungen über „männliche“ Positionen gesehen.

Allerdings ist die Anzahl weiblicher Führungskräfte überdurchschnittlich hoch. Sie lag 2017 bei 18 Prozent und nahm gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent zu. Dabei gibt es eine Konzentration in gewissen Berufen. So nehmen Frauen überwiegend Führungspositionen in den Bereichen Medien, Finanzen und Kommunikation ein. In der Wirtschaft finden sich hingegen wenige Frauen, so Kachcharov.

Und was ist mit Multikulturalität?

Auf dem ersten Blick scheint es um diese nicht gut bestellt zu sein. Denn mit dem Beginn der letzten Wirtschaftskrise 2015 ist die Zahl der erteilten Arbeitsvisa stark zurückgegangen. Zudem stellt Russland für viele westliche Ausländer nicht den Wunschort ihrer Arbeit dar.

Savkatzon Kachcharov verweist auf die multikulturelle Geschichte Russlands als einen Grund, dass Diskriminierung von Mitarbeitern aufgrund ihrer Herkunft prinzipiell kein Problem darstellt. Dies zeigt auch die Hays-Umfrage. Darin geben 75 Prozent der Befragten an, dass ausländische Mitarbeiter dieselben Chancen wie Russen haben.

Wird sich Diversity durchsetzen?

Wahrscheinlich. Jelena Jewpatowa, Business-Tainerin aus Moskau, glaubt, dass Russland in zehn Jahren so weit sein werde, die eigenen Erfahrungen im Bereich Diversity weiterzugeben.

Daniel Säwert

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