Eine Herzensangelegenheit

Die MDZ-Kolumne der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer

Matthias Schepp, Vorstands­vorsitzender

Matthias Schepp, Vorstands­vorsitzender

Seit ich Mitte Mai mein Amt als Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer angetreten habe, habe ich bereits viele unserer knapp 800 Mitglieder kennengelernt. Ich habe unseren monatlichen Moskauer AHK-Treff geleitet, bei dem der junge CSU-Bundestagsabgeordnete Tobias Zech eine ebenso kritische wie selbstkritische Bestandsaufnahme der deutsch-russischen Beziehungen vornahm. Bei der AHK-Weltkonferenz in Berlin traf ich meine Kollegen aus 90 Ländern und 130 Städten. Nicht nur einmal bin ich gefragt worden, wie sich denn der Wechsel aus der Medienbranche in einen Wirtschaftsverband anfühlt.

Wirtschaft und Medien sind zwei Welten, die sich oft mit Misstrauen gegenüberstehen. Die Differenzen haben mit dem verschiedenen Blick zu tun, mit dem Unternehmer und Journalisten auf die Welt schauen. Manager suchen nach positiven Entwicklungen, um sie für ihr Unternehmen zu nutzen und das Land, in das sie investiert haben, positiv darzustellen. Journalisten prangern an, was schlecht läuft.

Ein zumindest gelegentlicher Brückenschlag hilft beiden Seiten. Wenn es Russland im angesehenen Innovations­ranking von Bloomberg inzwischen auf Rang 14 schafft, lassen Manager schnell eine Grafik für die nächste Po­wer-Point-Präsentation erstellen, während Journalisten den Braindrain beklagen, der immer noch tausende junger Nachwuchswissenschaftler ihrem Heimatland den Rücken zukehren lässt. Beides ist Teil der Wahrheit. Wirtschaft und Medien sind deshalb kein Gegensatz, sondern zwei Seiten einer Medaille.

Mein Wechsel aus der Medienbranche in einen Wirtschaftsverband fühlt sich großartig an. Weil in unserem Moskauer Büro, in unserer AHK-Filiale in St.  Petersburg und in den ehrenamtlichen Regionalrepräsentanzen eine motivierte Mannschaft arbeitet. Weil ich in meinen 25 Jahren bei „Stern“ und „Spiegel“ in Russland, China und Amerika immer gern und viel über Wirtschaft geschrieben habe. Und weil Vieles für mich gleich bleibt: die Analyse, das Networking auf wirtschaftlicher und politischer Ebene, öffentliche Auftritte und Verschwiegenheit bei vertraulichen Informationen. Statt Entwicklungen aber nur zu beschreiben und zu kommentieren, kann ich diese nun mitgestalten. Das hat mich in den vergangenen Jahren zunehmend gereizt.

Mit unserem AHK-Team vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder in Russland und in Deutschland. Wir setzen uns aber auch für gute Beziehungen zwischen den beiden Ländern ein. Das ist für mich nicht nur eine Jobbeschreibung. Es ist mir eine Herzensangelegenheit.

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