Ein besonderer Meilenstein

Mit der Eröffnung des Büros in Moskau im Sommer 2020 hat Dematic die ersten offiziellen Schritte in Russland gemacht und stellt nun die Weichen für weiteres Wachstum. Die MDZ sprach mit Rainer Buchmann, Senior Vice President and Managing Director für Dematic Central Europe und erfuhr mehr über den Einstieg des Unternehmens in den neuen Markt in Pandemiezeiten, die Herausforderungen und Perspektiven.

Rainer Buchmann, SVP und Managing Director für Dematic Central Europe (Foto: Dematic)

Herr Buchmann, Dematic ist einer der deutschen Hidden Champions.  Können Sie kurz erklären, was Ihr Unternehmen herstellt?

Wir sind einer der weltweit führenden Hersteller für integrierte Automatisierungstechnik, Software und Dienstleistungen zur Optimierung der Supply Chain. Das heißt, wir unterstützen den Kunden bei sämtlichen Prozessen, die von einer spezifischen Bestellung bis zu deren Auslieferung erfolgen. Alles was Konsumenten im Kleinen, aber auch Unternehmen im Großen bestellen, wird in den allermeisten Fällen über ein Lager abgewickelt. Wir sorgen mit unseren Lösungen dafür, dass die Abläufe effektiver werden, zum Beispiel dass die Bestellungen mehr oder weniger automatisch zusammengefasst und für den Versand mit dem Lkw, die sogenannte Extralogistik, vorbereitet werden. Dabei kommen unsere Kunden aus allen Branchen und aus der ganzen Welt. Wir sind bereits in mehr als 25 Ländern mit hohen Marktanteilen vertreten, und der Schritt nach Russland war daher für uns eine natürliche Entwicklung.

Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in den USA, ist aber bereits seit Langem in Deutschland aktiv. Wie viel deutsches Know-how steckt in Ihren Produkten?

Dematic wurde in Deutschland gegründet und schaut auf eine über 200-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Mit unserer Innovationskraft haben wir die Geschichte der Intralogistik dabei entscheidend mitgeprägt. Diesen Anspruch stellen wir bis heute an uns. Es war eine spannende Reise über die vielen Jahre, insbesondere was die technologischen Quan­tensprünge angeht. Inzwischen agieren wir global. So können die Kunden sicher sein, dass wir über alle Kapazitäten verfügen, um auch große Projekte abzuwickeln und unsere Versprechen zu erfüllen. German Engineering ist und bleibt aber der Kern unserer Produkte! Made in Germany ist eines unserer Qualitätsmerkmale. Und mit diesen beiden Punkten – der Leistungsfähigkeit eines globalen Unternehmens in Kombination mit unserer erstklassigen Technologie – sind wir ein sehr guter Partner und attraktiv für den russischen Markt. Hinzu kommt, dass wir im Verbund mit unseren KION Schwestermarken STILL und Linde Material Handling alle Anforderungen der Intralogistik aus einer Hand erfüllen können. So können wir in partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine Lösung aus modularen Komponenten entwickeln, die perfekt auf den einzelnen Kunden zugeschnitten ist.

Wie lange haben Sie den rus­sischen Markt beobachtet, bevor Sie sich für den Eintritt entschieden haben?

Wir haben den gesamten osteuropäischen Markt im Vorfeld natürlich sehr sorgfältig gescannt. Der E-Commerce-Boom findet auch in Russland statt. Automatisierung ist hier wichtig, weil Online-Händler allein mit manuellen Prozessen die gewünschten Lieferzeiten einfach nicht einhalten können. Das hat im gesamten Markt einen Druck erzeugt, der zu einer Aufbruchsstimmung führt. In der Folge entstehen immer mehr große Distributionszentren, zunächst in Großstädten wie Moskau und St. Petersburg, dann aber auch in mittelgroßen Städten und bis in den Norden nach Nowosibirsk. Wir sehen also auch hier einen wachsenden Bedarf an skalierbaren automatisierten Lösungen – nicht nur im E-Commerce, sondern auch in der Produktion und im Lebensmittelhandel. Wir freuen uns zugleich auch auf das Kennenlernen einer neuen Kultur, die unser Unternehmen bereichern wird und vor allem auf aufregende Projekte mit spannenden Kunden, wie aktuell zum Beispiel mit Yandex.

Wie riskant war es, mitten in der Pandemie den Schritt nach Russland zu wagen?

Die Umsetzung vor Ort in Russland funktioniert trotz der Pandemie viel besser als erwartet. Wir hatten bereits vor dem Ausbruch der Pandemie damit begonnen. Die ersten Gespräche mit unserem Direktor habe ich schon im Januar 2020 geführt – rund zwei Monate, bevor alle in den Lockdown mussten. Wir haben dann schnell gemeinsam die ersten administrativen Schritte unternommen. Gleichzeitig haben wir begonnen, den Vertrieb zu intensivieren. Das war eine positive Überraschung, und zwar nicht nur in Russland: Trotz der extrem eingeschränkten Möglichkeit, die Leute persönlich zu sehen, hat der Vertrieb auch in den neuen Regionen erfolgreich funktioniert. Insgesamt hat sich die Pandemie als ein Beschleuniger der Automation he­rausgestellt, eine logische Entwicklung des boomenden E-Commerce. Dematic hat hierfür genau das passende Portfolio, um Unternehmen unabhängig von solchen Naturgewalten zu machen und ihre Lieferketten sicher abzubilden. 

Yandex als Kunden zu gewinnen, ist ein großer Erfolg. Wie haben Sie das geschafft? Waren Sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort? 

Wir haben mit dem Kunden eine sehr gute Lösung ausgearbeitet und ihnen ein sehr gutes Angebot gemacht. Yandex.Market hat erkannt, dass wir mit ihnen eine Lösung realisieren können, die perfekt auf sie zugeschnitten und die – dank unserer Erfahrung – auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Zudem sprechen wir hier von einer immensen Expansionsstufe, also ganz großen Plänen, und Dematic ist für genau diese Größenordnung der richtige Partner. Hierfür bringen wir die richtige Expertise mit, sodass es einfach gepasst hat.

Wie sehen Sie die Perspektive in Russland? Wird Dematic weiter ausbauen? 

Der Markt in Russland wächst und eröffnet uns spannende Perspektiven, da es noch viel Raum für weiteren Ausbau gibt. Darüber hinaus ist er eine Quelle für hervorragend ausgebildete, hochqualifizierte Mitarbeiter, insbesondere in technischen Bereichen wie Mathematik und Software. Gemeinsam mit erfahrenen Mitarbeitern aus anderen Ländern werden wir ein effizientes Team aufbauen, das alle Anforderungen an anspruchsvolle Projektarbeit und schnellen, kompromisslosen Service perfekt erfüllt. Wir haben uns für den russischen Markt ehrgeizige Ziele gesteckt. Wir freuen uns auf jeden Fall auf dieses spannende Unterfangen!

Die Fragen stellte Daniel Säwert. 

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