Ehrenamt an der Wolga

Kontakte zu russischen Unternehmen und Firmen knüpfen, Landsleuten in schwierigen Situationen helfen und deutsche Kultur vermitteln: Arno Scheyer vertritt als Honoralkonsul Deutschlands Interessen in der wirtschaftlich erfolgreichen Republik Tatarstan.

Arno Scheyer ist Deutschlands neuer Honorarkonsul in Tatarstan. (Foto: Birger Schütz)

Wenn Arno Scheyer von seiner zweiten Heimat redet, klingt Begeisterung durch: „Tatarstan ist ein starker Wirtschaftsstandort, der hoch lukrativ ist“, erzählt der deutsche Geschäftsmann, der seit 15 Jahren in der Wolgarepublik rund 800 Kilometer östlich von Moskau lebt. „Das ist eine der interessantesten Regionen für Unternehmen!“ Im Vergleich zu anderen Gebieten sei Tatarstan relativ weit entwickelt und verfüge über eine stark entwickelte Öl-, Gas- und Petrochemie. Zudem locke die Republik Firmen und Investoren mit diversen Vergünstigungen und der Sonderwirtschaftszone „Alabuga“. „Es sind viele deutsche Firmen vor Ort“, erklärt der 55-Jährige. So kooperierten beispielsweise Mercedes Benz und der Zulieferkonzern Knorr-Bremse mit dem bekannten Lkw-Hersteller Kamaz aus Nabe­reschnye Tschelny.

Der beste Kandidat für den Posten

Auch die deutsche Diplomatie hat das große Potential der Republik längst erkannt – und ernannte Arno Scheyer nun zum deutschen Honorarkonsul in Tatarstan. „Einen besseren Kandidaten für diesen Posten zu finden, ist eigentlich unmöglich“, erklärte Botschafter Geza Andreas von Geyr während der feierlichen Ernennungszeremonie in seiner Moskauer Residenz Ende August. „Sie kennen Menschen und Region, leiten Ihre eigene Consulting-Firma und haben in Tatarstan Familie.“ Neben Wladiwostok und Krasnodar ist Tatarstan nun die dritte russische Region mit einem deutschen Honorarkonsul. In seinem neuen Ehrenamt dient Arno Scheyer nun unter anderem als Ansprechpartner für deutsche Firmen, die in Tatarstan tätig werden wollen. „Durch die Kontakte, die man über Jahre aufgebaut hat, kann man da auch helfen“, erklärt der Russlandkenner. „Das kann man nicht machen, wenn man gerade erst gestern angekommen ist.“ Tatarstan pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Bundesländern wie Thüringen, Sachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Regelmäßig wird die Republik von Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland besucht, welches zu den Top 5 der ausländischen Investoren in der Region zählt. Deutsche Experten waren es auch, die 1976 die in Deutschland erworbenen Maschinen des gigan­tischen Kamaz-Werkes in Nabereschnye Tschelny zusammenschraubten.

Ansprechpartner für alle Landsmänner

Doch die Aufgaben des gebürtigen Rheinland-Pfälzers beschränken sich nicht ausschließlich auf wirtschaftliche Aspekte. In seiner neuen Funktion ist er auch Ansprechpartner für alle Deutschen in Tatarstan, die in eine schwierige Situation gekommen sind. So unterstützt Arno Scheyer beispielsweise Landsleute, denen der Pass oder andere offizielle Papiere abhanden gekommen sind oder die Probleme mit der Polizei haben. Auch in medizinischen Notfällen vermittelt er wichtige Kontakte. „Das habe ich auch schon in der Vergangenheit gemacht“, erinnert sich der Unternehmer an eine deutsche Studentin, die sich nach nur drei Tagen in Kasan den Arm brach und dringend einen Doktor brauchte. Zudem fördert der Honorarkonsul Aktivitäten in der Region, die ein besseres Wissen über Deutschland vermitteln. „Also alles, was das deutsche Kulturgut den Tataren näherbringt!“ In seiner neuen Tätigkeit möchte Arno Scheyer vor allem den deutsch-tatarischen Dialog in Bildung und Kultur voranbringen. „Es sollte ein funktionierendes Kulturaustauschprogramm da sein, was so in der Form derzeit nicht gegeben ist“, erklärt der frisch gebackene Honorarkonsul. „Das sollte stabil stehen, damit das künftig auch jemand anderes weiterführen kann.

Birger Schütz

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