Die Krüge hoch! Russlands Hofbräu feiert Geburtstag

Kemerowo feiert. Mit reichlich Bier beging Russlands einziges Hofbräu Mitte Dezember seinen ersten Geburtstag. Zünftige Hausmannskost und die Pflege der Hofbräu-Traditionen sind das Markenzeichen des sibirischen Wirtshauses.

Hofbräu

Bayerische Tanzkultur in Sibirien © Hofbräu Kemerowo

Die richtige Holzvertäfelung, ordentlich gebundene Dirndlschürzen und knackige Würstel – wer einen Markennutzungsvertrag mit dem Staatlichen Hofbräuhaus in München schließen will, muss strenge Auflagen erfüllen. Das beginnt bei der Auswahl der Anschreibetafeln und endet mit der Qualität der servierten Brezeln. Unternehmer Nikolaj Karmanow hat es geschafft, allen Anforderungen an Größe, Einrichtung und Service gerecht zu werden. Vor einem Jahr eröffnete er eine Hofbräu-Gaststätte in seiner sibirischen Heimatstadt Kemerowo.

Dass Karmanow überhaupt eine Lizenz erhielt, war nicht selbstverständlich. Denn für das Münchner Gastro-Unternehmen spielt der Bierkonsum eine wichtige Rolle. Lizenzen vergebe man nur in „bierentwickelte Länder“, erklärt der Pressesprecher des Stammhauses Stefan Hempl. Den Namenszusatz „-haus“ darf das Hofbräu in Kemerowo allerdings nicht tragen. Denn es fasst nur bis zu 260 Besucher. „Um als Hofbräuhaus gelten zu können, müssen unter anderem mindestens 500 Innensitzplätze und ein Biergarten gegeben sein“, erklärt Hempel.

Das Hofbräu hat sich in Kemerowo etabliert

Die Eröffnung eines streng nach bayerischen Traditionen ausgerichteten Restaurants habe laut Karmanow große Bedeutung für das kulturelle Leben der gesamten Region. Die Idee, ein solches Wirtshaus zu gründen, entstand vor acht Jahren nach einem Besuch im bayerischen Original in München. Das Hofbräuhaus habe ihn schwer beeindruckt, erzählt der Unternehmer.

Die jahrelangen Vorbereitungen scheinen Früchte zu tragen. „Mit dem ersten Geschäftsjahr sind wir zufrieden. Wir schreiten mit festen Schritten voran und sind maßlos glücklich darüber, dass sich alle Anstrengungen so gelohnt haben.“

Inzwischen hat das Hofbräu auch eine deutsche Stammkundschaft. Denn in der sibirischen Industrieregion haben sich zahlreiche Unternehmen aus Deutschland angesiedelt. Und die bringen viele Geschäftsreisende in die Stadt.

Hofbräu

Die Inneneinrichtung ist fast wie beim Münchner Original © Hofbräu Kemerowo

Wer in Kemerowo ein Bier bestellt, bekommt ausschließlich eines, das in München gebraut wurde. 31800 Liter bekam Karmanow davon im ersten Jahr geliefert. Die 5000 Kilometer lange Reise aus Bayern nach Sibirien scheint dem Geschmack nicht zu schaden: „Hier gibt es das leckerste Bier der ganzen Stadt!“, schreibt ein Besucher in einer Internetbewertung über den Gerstensaft.

Beim Essen gibt es Zugeständnisse

Zu ihrer Maß bestellen die Gäste am liebsten gebratene Ente oder Weißwürste. Diese schmecken genauso wie in Deutschland, dafür sorgt eine spezielle Schulung, die die Köche in den Hofbräuküchen in Bayern absolviert haben. Die Speisekarte in Kemerowo ist die gleiche, die auch auf den massiven Holztischen in München ausliegt. Nur ein paar kleine Änderungen habe man zu Gunsten der „russischen Mentalität“, wie Karmanow es bezeichnet, vorgenommen. Statt wuchtiger Brathähnchen bekommen die Gäste in Kemerowo das kleinere und leichter verdauliche russisch-georgische Tabakhähnchen serviert.

Um mit der Kultur des Unternehmens vertraut zu bleiben, reist Karmanow mindestens zweimal im Jahr nach München. Dass ihm die Pflege der Hofbräu-Traditionen am Herzen liegt, lässt sich ebenso an den Veranstaltungen erkennen. So geht auch in Sibirien nichts über das Oktoberfest. Das sei die wichtigste Feier des Jahres, sagt der Unternehmer und verspricht stolz: „Wenn Sie einmal bei uns waren, werden Sie uns immer wieder besuchen wollen!“

Lena-Marie Euba

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