Der Neue für den Osten

Er gilt als politisch denkender Manager, kennt Russland aus seiner Arbeit als Unternehmer und engagiert sich gegen Handelsbeschränkungen: Oliver Hermes ist der neue Mann an der Spitze des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Warum Deutschland bei der Digitalisierung mehr tun muss und was der neue Vorsitzende sonst noch ändern will.

Ost-Ausschuss-Chef Oliver Hermes will Zollschranken abbauen. /Foto: wilo.com

Oliver Hermes´ erstes Statement klang ziemlich typisch für einen deutschen Wirtschaftsvertreter. „Die EU muss jetzt die Aufhebung erster Sanktionen in Aussicht stellen, um ihrerseits Anreiz für weitere Fortschritte zu geben“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters Anfang Oktober anlässlich der Verhandlungen über einen künftigen Ukraine-Gipfel. „Von einer schrittweisen Aufhebung der Sanktionen, die Warenverkehr und Wertschöfpungsketten massiv stören, würden alle Seite profitieren“, betonte Hermes.

Einstimmige Wahl

Keine zwei Wochen zuvor war der Diplom-Ökonom in Stuttgart zum neuen Vorsitzenden des Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV) gewählt worden. Die Mitgliederversammlung der größten Regionaliniative der deutschen Wirtschaft entschied sich Ende September einstimmig für den 48-Jährigen. Hermes ist Vorstandschef des Pumpenherstellers Wilo aus Dortmund, der fast 8000 Mitarbeiter beschäftigt und aktuell etwa 1,5 Milliarden Euro umsetzt. Wilo-Pumpen werden unter anderem in der Gebäudetechnik, Wasserwirtschaft und Industrie eingesetzt. Im Jahr 2016 hat das Unternehmen eine Fabrik in Noginsk bei Moskau gebaut. Zudem investiert es kräftig in Polen und Kasachstan. Laut „Handelsblatt“ ist die Firma der größte Sponsor der deutsch-russischen Summer School für Ingenieur-Studenten beider Länder.

Ein politisch denkender Unternehmer

Der Unternehmer ist Nachfolger von Wolfgang Büchele, der den Ost-Ausschuss seit 2016 durch eine Zeit äußerst angespannter Beziehungen zwischen Ost und West führte. Büchele will sich künftig stärker auf sein Unternehmen Exyte konzentrieren, das derzeit kräftige Zuwächse verzeichnen kann. Der neue Vorsitzende gilt in Wirtschaftskreisen als politisch denkender Unternehmer. „Wir müssen uns stärker für eine multilaterale Weltordnung positionieren“, betont Oliver Hermes anlässlich seiner Wahl in einer Pressemitteilung und spricht sich für mehr internationale Zusammenarbeit aus. Es gelte, am Traum eines gemeinsamen Wirtschaftsraums von Lissabon bis Wladiwostok festzuhalten und Hindernisse wie Zoll- und Visaschranken abzubauen. Protektionismus, Populismus und Nationalismus erteilte Hermes dagegen eine klare Absage.

Schwerpunkt Digitalisierung

Darüber hinaus will sich Hermes vor allem auf das Thema Industrie 4.0 konzentrieren. Denn bei der zunehmenden Digitalisierung der Produktion müsse Deutschland seine starke Stellung verteidigen. „Bei Industrie 4.0 sind wir Deutschen Vorreiter, aber wir brauchen dringend europaweit einheitliche Standards für den grenzüberschreitenden Datenverkehr, sonst fallen wir auch in diesem Bereich hinter die USA und China zurück“, erklärte der Unternehmer in einer Pressemitteilung. Im Ost-Ausschuss sind deutsche Firmen und Unternehmen organisiert, die in 29 Ländern Mittel- und Osteuropas tätig sind.

Birger Schütz

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