Das singende, klingende Räumchen: Karaoke-Boxen erobern Russland

Demnächst auch auf dem Flughafen Wnukowo: Mit seinen Karaoke-Boxen bringt ein Moskauer Geschäftsmann die Russen zum Singen.

Karaoke-Boxen in Russlands Schwarzmeer-Oase Sotschi (Foto: Bellis Karaoke Box)

Die Bellis Bar läuft gut, seit zehn Jahren schon. Ihre Lage ein paar Schritte vom Moskauer Puschkinplatz ist exzellent. Außerdem wird dort jede Nacht von 18 bis 6 Uhr geträllert. Als „Karaoke-Bar Nummer 1“ bezeichnet sich das Lokal etwas unbescheiden. Und Karaoke, das weiß man, ist eine Art Volkssport in Russland.

Deshalb vielleicht fand Bar-Besitzer Armen Pogossjan eines Tages, da ginge eigentlich noch mehr, wenn die Leute nicht nur zu ihm kämen, sondern er zu ihnen – mit einem Karaoke-Büdchen von der Größe einer Telefonzelle. Im Sommer 2019 war die erste Kabine fertig, in der jeder seine Sangeslust ausleben kann, ohne andere zu behelligen und ohne selbst vor Zuhörern auftreten zu müssen. Den größten Vorteil sieht Pogoss­jan aber darin, dass er damit eine völlig neue Zielgruppe anspricht, die zu seiner Bar gar keinen Zugang hat: Kinder und Jugendliche.

Bislang 140 Boxen in 15 Städten

Die „Bellis Karaoke Box“ kann überall aufgestellt werden, sei es nun in Einkaufszentren, am Strand oder auch in Flughäfen. Auf dem Flughafen in Sotschi steht schon eine, im Juli soll auch der Moskauer Flughafen Wnukowo seine bekommen. Wie die auf Start-ups spezialisierte Internetzeitung „Vc.ru“ schreibt, sind bereits 140 der Büdchen, die entfernt an Passbildautomaten erinnern, in 15 russischen Städten zu finden. Auf Anfrage wird die Musikbox auch zu Partys geliefert.

Pogossjan selbst spricht davon, die Anfangsinvestitionen von 1,5 Millionen US-Dollar seien noch nicht wieder eingespielt. Doch immerhin habe man 2000 Kunden pro Tag, bei Kabinen im Freien sei im Sommer auch ein Mehrfaches möglich. Das Durchschnittsalter der Sangesfreudigen liege bei 15 bis 30 Jahren.

In der 1,7 Quadratmeter großen Box für ein bis zwei Personen kann aus 35.000 Musikstücken in Studioqualität ausgewählt werden, ein Lied kostet 100 Rubel (1,15 Euro). Über einen QR-Code lässt sich die eigene Darbietung per App als Audio- und Videodatei sichern und mit Freunden teilen. Denn ein bisschen Publikum hat man ja schon gern.

Tino Künzel

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