
Wenn die Temperatur über die 25-Grad-Marke steigt, wird man unwillkürlich langsamer an den Moskauer Brunnen. Sie sind ein willkommener Halt auf dem Weg zu irgendeinem Ziel, z. B. auf dem Gelände des Ausstellungskomplexes WDNCh.
Die „Goldene Ähre“ gilt dort als der spektakulärste Springbrunnen. Die Fontäne wirft jede Sekunde 66 Wasserstrahlen aus, von denen die Hälfte eine Höhe von 25 Metern erreicht. Das berühmteste hydraulische Bauwerk des WDNCh ist jedoch der „Brunnen der Völkerfreundschaft“. Rund um die Schale sind vergoldete Frauenfiguren angebracht, die die Republiken der UdSSR symbolisieren. Ein System von Rohren und Pumpen erzeugt gleichzeitig 784 Strahlen, die 20 Meter in die Höhe schießen.

Wer nach dem ältesten Brunnen Moskaus sucht, ist vor dem Bolschoi-Theater richtig. Hier befand sich der erste öffentliche Brunnen der Hauptstadt, der 1835 vom italienischen Architekten Giovanni Vitali erbaut wurde. Der Entwurf mit den Figuren, die Theatergattungen symbolisieren, ist nicht erhalten geblieben, aber die aktuelle Ausführung im altgriechischen Stil ist wunderschön. Ganz in der Nähe, in der Twerskaja-Straße, befindet sich der „Zentralbrunnen“, Moskaus erste Fontäne aus der Sowjetzeit.

Bei einem Rundgang zu den historischen Brunnen Moskaus kommt man am GUM nicht vorbei. Das Kaufhaus am Roten Platz selbst ist ein Kunstwerk, und der Brunnen in seinem Zentrum ist ein wichtiger Bestandteil dieses architektonischen Glanzes. Der GUM-Brunnen ist das einzige dekorative Wasserbauwerk in Moskau, das in der kalten Jahreszeit nicht stillsteht.

Die Moskauer Brunnen aus der postsowjetischen Zeit sind jedoch nicht weniger interessant. Der größte von ihnen ist auf dem Poklonnaja-Hügel. Aus jeder Schale des Brunnens spritzen 45 Düsen, ihre Gesamtzahl beträgt 225. So viele Wochen dauerte der Große Vaterländische Krieg. Nachts bietet der Brunnen einen gruseligen Anblick: Die Beleuchtung färbt das Wasser rot zu einer „Blutfontäne“. Es gibt auch weniger düster beleuchtete Brunnen in Moskau: der Licht- und Musikbrunnen in Zarizyno, die „Entführung Europas“ auf dem Europaplatz oder der 32 Meter hohe Brunnen im Einkaufszentrum Afimall.

Ein besonderes Thema sind Denkmäler mit integriertem Springbrunnen. Eines der schönsten Beispiele ist das Denkmal für den Schriftsteller Michail Scholochow am Gogolewski-Boulevard. All das muss man gesehen haben. Aber nicht am 2. August, dem Tag der Luftlandetruppen. Der Anblick von ehemaligen Fallschirmjägern, die im Springbrunnen planschen, kann den Eindruck etwas trüben.

Sofia Gussinski