Alles außer Gewehre: Kalaschnikows neue Geschäfte

Der Rüstungskonzern Kalaschnikow weitet seine Geschäftsfelder aus und könnte bald Beatmungsgeräte und Lebensmittel anbieten. Mit dieser ungewöhnlichen Strategie steht das Unternehmen nicht alleine da.

Mythos zum Anziehen: Kalaschnikow-Laden in Moskau. (Foto: Kalashnikov)

In Russland steht der Name Kalaschnikow für militärischen Ruhm. Im Rest der Welt für Revolutionen, Aufstände und Bürgerkriege. Egal ob positiv oder negativ konnotiert, die Rüstungsschmiede aus der udmurtischen Hauptstadt Ischewsk ist dank des berühmtesten Gewehrs der Geschichte wohl fast jedem ein Begriff.

Finanziell profitieren konnte der Waffenhersteller von seinem Namen indes lange Zeit nicht. So musste unter anderem wegen der Sanktionen in Zusammenhang mit der Ukraine der Export in die USA eingestellt werden. Ein schwerer Schlag, sind doch die robusten Gewehre in Übersee sehr beliebt. So übernahm ein US-amerikanischer Hersteller 2015 die Produktion von Kalaschnikow-Waffen für den nordamerikanischen Markt. Ohne dass der Namensgeber daran mitverdient.

Name erst spät geschützt

Erst mit einem Rebranding begann Kalaschnikow im September 2015 seinen Namen national und international als Marke zu registrieren. Man wolle so gegen gewissenlose Unternehmen vorgehen, die mit der illegalen Verwendung der Marke Profit erzielen, hieß es damals aus der Konzernzentrale. Warum Kalaschnikow so lange brauchte, um seinen Namen zu schützen, ist unklar. Konzentrierte man sich zunächst auf die Kernprodukte (sprich militärische Güter), setzte sich schnell die Erkenntnis durch, dass mit dem Namen auch andere Produkte verkauft werden können.

Weshalb die Marke 2016 auch für Möbel, Kleidung, Tabak, Geschirr und Souvenirs eingetragen wurde. Noch im selben Jahr eröffnete am Flughafen Scheremetjewo der erste Kalaschnikow-Fanshop, in dem Reisende das ein oder andere besondere Russland-Souvenir kaufen können. 2018 folgte ein weiterer Laden auf der Flaniermeile Arbat im Herzen Moskaus.

Wie viel Geld Kalaschnikow mit seinen nicht waffentauglichen Produkten verdient, ist nicht bekannt. Im Jahresbericht für 2019 werden lediglich 2,2 Millionen Rubel (24 600 Euro) Gewinn aus sonstigen Einnahmen aufgeführt. Eine überschaubare Summe.

Doch mit der Idee, die Marke straßentauglich zu machen, steht Kalaschnikow nicht alleine da. So kann man sich bei der Alfa-Bank mit durchsichtigen Gummistiefeln und Regenjacken für schlechtes Wetter wappnen. Und die Investmentgruppe Mail.Ru Group wirft beinahe jede Woche neue Produkte auf den Markt.

Ungewöhnliche Produktauswahl

Während bei all diesen Investitionen der Werbeeffekt offensichtlich ist, überraschte Kalaschnikow im November mit einem besonderen Patentantrag. Aus den Unterlagen, die der Rüstungskonzern beim russischen Patentamt einreichte, geht hervor, dass der Name Kalaschnikow demnächst auf einer Vielzahl von Produkten prangen könnte. Genauer gesagt auf medizinischer Ausrüstung und Lebensmitteln. Thermometer, Spritzen, Geräte für Analysen und Wiederbelebung, Beatmungsgeräte, medizinische Masken und Vaseline, Salben aber auch Anchovis, Krabben, Hummer, Kohlrouladen, Milchprodukte und Süßigkeiten sollen demnach unter der Gewehrmarke bei den Russen Anklang finden. Kalaschnikow als Lebensretter statt als Tötungsmaschine ist eine durchaus interessante Vorstellung.

Der Grund für die Erweiterung der Produktion außerhalb des Kerngeschäfts ist Kalaschnikow-Besitzer Alan Luschnikow, glaubt Militärexperte Wiktor Murachowskij. Denn schließlich möchte der ehemalige stellvertretende Verkehrsminister, der den Konzern im November übernahm, Geld verdienen. Und die neuen Produktreihen sind einfach eine weitere Einnahmequelle, so Murachowskij.

Roskosmos will eigenes Klopapier

An dieser Idee hat auch Roskosmos Gefallen gefunden. Mitte Dezember zog Russlands Raumfahrtorganisation nach und ließ sich den Spruch „Perwye w kosmose“ (Die ersten im Weltall) schützen. Unter dieser Marke sollen demnach nicht nur Fernsehsendungen vermarktet, sondern auch Trampoline, Zwillen, Modeschmuck und Toilettenpapier verkauft werden, berichtet die Internetzeitung „Open Media“. Bei Roskosmos erklärte man den Patentantrag damit, dass das Kosmos-Thema sehr beliebt sei und es viele interessante Projekte gebe, mit denen man zusammenarbeiten wolle.

Wann und ob die Produkte überhaupt auf den Markt kommen, ist nicht bekannt. Kalaschnikow hüllt sich diesbezüglich in Schweigen. Aber vielleicht hört man demnächst jemanden am Telefon sagen: „Schatz, vergiss nicht, Kalaschnikow-Krabben zu kaufen. Und Kosmos-Klopapier brauchen wir auch noch!“

Daniel Säwert

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