An russischen Küchentischen wird nicht nur ordentlich gegessen, sondern auch viel diskutiert. So auch an einem Abend vor sieben Jahren, als die ehemalige Redakteurin der Moskauer Deutschen Zeitung Diana Laarz und ihre Mitbewohnerin, die beim Deutsch-Russischen Forum arbeitete, darüber redeten, dass in Moskau eine Plattform für den Meinungsaustausch zwischen Russen und Deutsche fehle: Geboren waren die Moskauer Gespräche. Daran erinnerte Laarz, heute Redakteurin beim Magazin GEO, bei den letzten Moskauer Gesprächen, die auswärtig in Berlin zum Thema „20 Jahre MDZ – Im Dialog zwischen Deutschland und Russland“ stattfanden.
Eine russische Zeitung auf Deutsch von Deutschen gemacht, betonte bei der Diskussionsrunde Bojan Krstulovic, ehemaliger Chefredakteur der MDZ. Denn auch darum ging es an diesem Abend: wo sich die Zeitung im Mediensystem verortet. Gerade Krstulovic leitete die Redaktion in einer Zeit, in der sich Russland nach der Ukraine-Krise in einem „Informationskrieg“ mit dem Westen sah. Als Chefredakteur sah er sich in der Pflicht in russischen Talkshows, die europäische Sicht inmitten polemischer Diskussionen zu vermitteln. Wer jemals solche Sendungen gesehen hat, weiß, wie laut es dort zugeht. „Je mehr ein Politiker im Fernsehen auftaucht, desto weniger ist er eigentlich wichtig“, pointierte Krstulovic. Doch den Spieß kann man auch umdrehen. Über Russland wurde in Deutschland einseitig berichtet, sagt er. „Ich habe versucht, über Russland so zu schreiben, als ob es Deutschland wäre. Mit einem kritischen Blick von Außen. Ich verstehe, dass sich die deutschen Journalisten immer auf Putin fokussieren, aber als MDZ hat man die Freiheit, eine Bandbreite an Themen zu behandeln. Auch Themen, bei denen Russland gelobt werden kann. Das kommt in der Auslandsberichterstattung in Deutschland zu kurz.“
Zu diesen Themen gehören beispielsweise die Russlanddeutschen. Schließlich existiert die Zeitung auch dank der deutschen Minderheit in Russland, weshalb sie Unterstützung aus Deutschland erhält. Eine Expertin der russlanddeutschen Geschichte und Kultur ist Olga Silantjewa, aktuelle Chefredakteurin der MDZ. „Seit 20 Jahren beschäftige ich mich mit diesem Thema“, sagt Silantjewa. „Das ist die Symbiose, die die Zeitung besonders macht.“
Von Berlin nach Moskau
Aus Berlin gehen nun die Gespräche zurück nach Moskau. Dieses Mal widmen sie sich dem Thema der kommunalen und regionalen Partnerschaften. Sie sind neben der Begegnung auf politischer Ebene und dem wirtschaftlichen Austausch die dritte Säule, die die russisch-deutschen Beziehung langfristig stützt. Doch woher kommt das Engagement auf lokaler Ebene? Welche Kooperationen sind besonders intensiv und erfolgreich und welche bereichernden Unterschiede gibt es auf russischer und deutscher Seite? Diese Fragen werden Martin Hoffmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen-Forums, Wolfgang Spelthahn, Landrat des Kreises Düren und Veronika Krasheninnikova, Generaldirektorin des Instituts für außenpolitische Studien und Initiativen, diskutieren. Das Gespräch moderiert Sergej Ordschonikidse, stellvertrender Sekretär und Vorsitzender des Russischen Rates für inernationale Zusammenarbeit und öffentliche Diplomatie, Gesellschaftskammer der RF.
Um Anmeldung wird gebeten: http://veranstaltungen.drforum.de
Moskauer Gespräche zum Thema: kommunale und regionale Partnerschaften
20. Februar, 18.30 Uhr
Gesellschaftskammer der Russischen Föderation
Miusskaja Ploschad 7
Metro Nowoslobodskaja