Von Frau zu Frau über Frau

Wie kann Frau sich in einer Business-Welt behaupten, in der eine männliche Logik dominiert? Das erste Moskauer Gespräch in diesem Herbst, wie immer organisiert vom Deutsch-Russischen Forum und der Moskauer Deutschen Zeitung, war ganz den Frauen gewidmet.

Diesmal waren nur Frauen auf dem Podium: von Flemming, Eigendorf, Sayko, Sirotina (von links). / Anastassija Buschuewa

Diesmal waren nur Frauen auf dem Podium: von Flemming, Eigendorf, Sayko, Sirotina (von links). / Anastassija Buschuewa

Von Anastassija Buschuewa

Die Veranstalter wollten keinen Kompromiss eingehen: Neben den Diskussionsteilnehmerinnen Regina von Flemming, Vera Sirotina und Evgeniya Sayko, war auch die Moderatorin eine Frau: ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf.

Das Quartett war sich schnell darin einig, dass ambitionierte Frauen in Deutschland und Russland nicht die gleichen Bedingungen vorfinden. Punkte, in denen Russland nachbessern sollte, benannte Regina von Flemming, die einst Chefin von Axel Springer Russland war und heute im Aufsichtsrat des Mobilfunkanbieters MTS sitzt: Der Schwangerschaftsurlaub sei unterfinanziert, die Kinderbetreuung unterentwickelt. Zwar kümmerten sich in Russland traditionell die Opas und Omas um ihre Enkel, allerdings sollte der Staat hier eine Unterstützung leisten. Vielleicht brauche es radikale Maßnahmen, damit Beruf und Baby in Russland besser zusammengehen: eine Frau im Kreml – ein Gedanke, mit dem von Fleming den Saal in der Bibliothek für ausländische Literatur in Moskau zum Kichern brachte.

Für erfolgreiche Frauen gibt es jedoch viel mehr als Kinder. Die Diskutantinnen tauschten sich zum Beispiel auch über die Optimierung der Ausgaben in der Krise aus, wie auch darüber, wie man Stress abbauen kann. Die Leiterin der russischen Tochter des deutschen Maschinenbauers Cedima, Vera Sirotina, gestand, dass sie nur vier Stunden schlafe. Ausgleich finde sie beim Tanzen, Joggen und Malen. Das helfe ihr, sich zu regenerieren, damit sie wieder all ihre Energie in die Arbeit stecken könne.

Als Chefin sollte eine Frau die weiblichen Qualitäten gekonnt einsetzen, so der Konsens auf dem Podium: Intuition, Feingefühl und das Vermögen, Konflikte zu vermeiden. Mit den Geschäftspartnern dagegen pflege man am besten einen „männlichen“ Umgang.

Während zum Beispiel Männer kurz und knapp Kritik an ihren Mitarbeitern äußern, tastet sich eine weibliche Vorgesetzte langsam an das Thema heran und versucht dabei, die Wogen zu glätten. „Wenn die Frau eine Frau so kritisiert, gibt es keine Probleme. Ein männlicher Mitarbeiter versteht diese Zurückhaltung hingegen als Zeichen von Schwäche“, sagte Evgeniya Sayko, die das Kulturprojekt „Science Slam Russia“ organisiert. Die Wissenschaftlerin betonte aber auch, dass bei Weitem nicht alles vom Geschlecht abhänge. Auch Frauen werden vor allem dank ihrer Überzeugungen, Erfahrung und Sozialisation erfolgreich.

Es sei nicht so einfach, sich in der männlichen Wirtschaftswelt zu etablieren, meinte Vera Sirotina. Eine Firma leitet man nicht „in Stöckelschuhen“. Sirotina müsse in ihrer Firma, die Diamant-Instrumente herstellt, immer wieder selbst Hand anlegen. Und mit männlichen Kollegen zusammen Wodka trinken, „auch wenn das absolut nicht mein Getränk ist“.

Unter den Gästen des Moskauer Gesprächs waren wie immer viele junge Menschen, die sich auch für die Politik interessierten. Wie würden die deutsch-russischen Beziehungen aussehen, wenn Regina von Flemming deutsche Außenministerin wäre? Die so Gefragte bescheinigte sogleich dem amtieren Außenminister Frank-Walter Steinmeier, dass er einen guten Job mache. Das Thema Krim sei für sie aber abgeschlossen. Nun müsse man sich darauf konzentrieren, wie man sich aus den ganzen Krisenlagen befreien könne.

Wie dem auch sei, die Diskussion hat gezeigt, dass die Interessen des schwachen Geschlechts schon lange den Rahmen „Kinder, Küche, Kleider, Kirche“ verlassen haben. Und in Vielem kann sich die weibliche Herangehensweise als wirkungsvoller erweisen als die männliche.

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