untitled,: Tanzen in der Galerie

Mit einem ungewöhnlichen Konzept hat sich das „untitled,“ in der Petrowka-Straße fest in der Kunst- und Ausgehszene etabliert.

Bar, Restaurant, nicht kommerzielle Galerie und Nachtklub. Schnell wird klar, dass das „untitled,“ einzigartig in Moskau ist. Schon der Name stellt den Bezug zur Kunst her. „In der modernen Kunst tragen viele Werke die Bezeichnung untitled, daher haben wir unseren Raum so genannt“, sagt Jewgenija Schasankjar, eine der Betreiberinnen, die sich hier Kuratoren nennen.

Ein beliebter Treffpunkt für Kreative

Mit dem Geld, das sie an der Bar verdienen, wollen die Macher ihre Kunst finanzieren. Ausstellungen finden ein Mal im Monat statt, oft in Form eines Kunst-Dinners. Zu diesen kann jedoch nicht jeder kommen. Über geschlossene Gruppen verabreden sich hauptsächlich Künstler und Kuratoren zum Dinner. Es gehe darum, dass gemeinsame Essen zu zelebrieren und zu reflektieren, so Schasankjar. Das „untitled,“ ist aber mittlerweile auch ein beliebter Ort geworden, an dem Künstler und Designer ihren Geburtstag feiern.

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Zu den vielen Veranstaltungen zählen auch Weinverkostungen. /Foto: Daniel Säwert

Sehr viel bekannter dürfte der Raum vielen Moskauern aufgrund seiner Partys sein, zu denen jeder kommen darf, der älter als 21 ist. „Dass unser Konzept so erfolgreich ist, hat uns selbst gewundert“, sagt Schasankjar mit einem Lächeln im Gesicht. Musikalisch geht es recht bunt zu. Es sei alles möglich, was kein Standard ist, so die Betreiber. Deswegen werden die Besucher hier auch nur in Ausnamefällen Techno auf die Ohren bekommen. Und wenn, so wird er mit anderen Musikrichtungen vermischt. Neben Hip-Hop ertönt vorwiegend ukrainische und russische Popmusik, die sich anscheinend auch beim jungen und hippen Moskauer Publikum großer Beliebtheit erfreut. Das sei schon ein wenig ironisch gemeint, erklärt Schasankjar. „Wir sehen in diesen Partys einen tieferen Sinn. Es ist eine Art Gruppenpsychoanalyse“, so die Kuratorin.

Auch Karaoke-Partys gibt es. Das scheint auf den ersten Blick nicht ins Konzept zu passen, da man doch Formate haben möchte, die man in Moskau nicht überall finden kann. Schasankjar beschwichtigt. Auch Karaoke sei im „untitled,“ anders als sonst. Hier sei alles möglich, niemandem wird ein Rahmen vorgegeben, kein Genre und keine Sprache. Vor Kurzem ist sogar jemand mit einer Beatbox-Einlage aufgetreten.

Die Musiker, die hier auftreten, sind allesamt keine Profis. Jeder, der in den Augen der Betreiber einen guten Musikgeschmack hat, darf hier auflegen. Dafür wurde sogar eine eigene DJ-Schule gegründet. Hier kann man in freundschaftlicher Umgebung lernen, wie man die Gäste richtig in Stimmung bringt.

Es soll ein Ort für jeden Tag werden

Aber ein bisschen viel Party ist es nach Meinung der Macher des „untitled,“ schon geworden. Das mag auch daran liegen, dass die Küche bisher nicht so erfolgreich lief. Ab Dezember wolle man aber einen neuen Versuch starten. Auf der Speisekarte wird man dann nur Curry finden. Curry sei nicht einfach ein Gericht, sondern mittlerweile so verbreitet und vielfältig, dass es zu einem Synonym für die Globalisierung geworden sei, erklärt Schasankjar die Wahl des scharfen Klassikers.

Zusammen mit der neuen Küche wird der Raum ein wenig umgebaut. Ein Balkon soll mehr Platz schaffen und das „untitled,“ ein wenig gemütlicher machen. Auch die Dekoration wird geändert, sodass der Raum nun auch tagsüber die Menschen anzieht. Letztendlich möchte man einen Ort schaffen, an den man jeden Tag gehen möchte, so Schasankjar. Und das nicht nur für kurze Zeit. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Projekten in Moskau will das „untitled,“ lange bestehen bleiben.

Daniel Säwert

Informationen zu den Veranstaltungen gibt es auf der Homepage oder bei Facebook

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