Was Russlands Unis zu Harvard fehlt

Russische Universitäten holen im weltweit bekanntesten Uni-Ranking auf, ihre Beliebtheit bei ausländischen Studenten steigt. Doch trotz cleverer Regierungsinitiativen und einem neuartigen Finanzmodell hinken die Hochschulen weiterhin ihren westlichen Pendants hinterher.

QS Ranking

Premiere in Wladiwostok: die erste Gruppe indischer Studenten an der Fernost-Uni / RIA Novosti.

22 russische Universitäten schafften es in das vor rund einem Monat veröffentlichte „QS World University Ranking“ – immerhin eine mehr als in den beiden Jahren zuvor. Bei dieser Hochschul-Rangliste der britischen Firma „Quacquarelli Symonds” straucheln die hiesigen Universitäten jedoch mit Platzverlusten, so auch die Lomonossow-Universität und die Staatliche-Universität St. Petersburg. Das Ranking macht klar, dass die internationale Konkurrenzfähigkeit der Unis von ihrer Finanzkraft abhängt: Unter den Top-10 befinden sich ausschließlich Hochschulen aus den USA, Großbritannien und der Schweiz. Dabei unternimmt die russische Regierung vieles, um den eigenen Universitäten finanzkräftig unter die Arme zu greifen.

Staat versucht zu helfen

So auch beim staatlich finanzierten Programm „5-100“, das 21 russische Universitäten mit großzügigen Subventionen fördert, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Bis 2020 will das Ministerium für Bildung und Wissenschaft so erreichen, dass fünf russische Universitäten zu den Top-100 von gleich drei Spitzenrankings zählen. Anscheinend mit erstem Erfolg: 13 der 21 durch das Programm „5-100“ unterstützten Universitäten waren im diesjährigen QS-Ranking vertreten. Dabei konnten sie ihre Platzierungen entweder halten oder sogar verbessern. Von 2013 bis 2015 wurden mehr als 770 Millionen Euro in das Programm investiert – bis Ende des nächsten Jahres sind über 214 Millionen Euro geplant.

Anfang Oktober hat das russische Finanzministerium seine Pläne für den Staatshaushalt bis 2019 vorgestellt. Zuletzt fielen die Ausgaben für den Bildungssektor von 9,6 Milliarden Euro im Jahr 2013 über 9,1 Milliarden 2014 und 8,7 Milliarden 2015 auf rund 7,97 Milliarden Euro in diesem Jahr. Für 2017 bis 2019 sind 8,1 bis 8,3 Milliarden Euro eingeplant. Zu den wichtigsten Finanzquellen der staatlichen Universitäten gehören die Bundes- und Kommunalhaushalte. Nicht-staatliche Bildungseinrichtungen benötigen eine staatliche Akkreditierung, um Geld aus diesen Pötten zu erhalten. Doch die Universitäten verdienen auch durch verschiedene Geschäftsaktivitäten wie den Verleih von Aktivposten und Grundbesitz sowie den Kauf und Verkauf von Gütern und Ausrüstung.

Stiftungen als neues Finanzierungsmodell

Ein neuer Trend bei der Finanzierung russischer Hochschulen ist die Erschaffung von Universitäts-Stiftungen nach westlichem Vorbild. Das Modell funktioniert nach dem Prinzip der bekannten Nobel-Stiftung: Das Kapital selbst bleibt unantastbar, nur die Erträge werden investiert. Diese Fonds, bestehend aus Spenden von Alumnis und Gönnern, dienen der langfristigen Entwicklung und der zielgerichteten Projektfinanzierung. Die Höchstgrenze für die nicht vor Steuern geschützten Spenden beträgt 42,85 Millionen Euro.

Im Vergleich zu den USA hinken die russischen Universitäten jedoch immer noch hinterher –Universitäten wie Yale, Princeton und Harvard generieren bis zur Hälfte ihres jährlichen Budgets aus den Universitätsstiftungen. Um überhaupt ein Gewicht im Budget der Uni zu erreichen, ist die Geldsumme entscheidend. So verfügt die Harvard-Stiftung über 22 Milliarden Euro, die von Princeton etwa elf Milliarden. Geradezu mickrig erscheinen dazu die 22 Millionen Euro im Pott der MGIMO-Stiftung. Im Jahr 2007 gegründet, gilt die Stiftung der Moskauer Diplomatenschmiede als die Älteste des Landes. In neun Jahren wurden aus dem Kapital der Stiftung fast zehn Millionen Euro erwirtschaftet.

Russische Universitäten werben derzeit aktiv um ausländische Studenten. Und sie werden immer attraktiver, wie eine aktuelle Statistik zeigt: Seit 2000 verdreifachte sich die Zahl ausländischer Studenten von 41 000 auf etwa 138 000. Dabei kommen über 100 000 Studenten aus Zentralasien und Osteuropa, nur rund 1300 Studenten zog es aus dem Westen nach Russland. Dabei wird auch das Online-Angebot russischer Hochschulen immer benutzerfreundlicher. Es gibt immer mehr Webseiten, die in Englisch um Studenten werben – wie die vor kurzem gestartete Plattform „Russia.study“, die  komplett auf Englisch ist. Sie informiert rund um Stipendien, Studiengänge, Visa und Unterkunft hierzulande.

Trotz guter Ansätze gibt es noch so Einiges aufzuholen im Rennen mit den westlichen Unis. Und vier Jahre verbleiben ja noch bis 2020.

Christopher Braemer

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