Sprachrohr der Kasachstandeutschen

Zum 50. Geburtstag: Einst war sie Organ der Kommunistischen Partei Kasachstans, sollte die Minderheit auf Kurs halten. Heute widmet sich die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ der Kulturvermittlung zwischen Deutschland und Kasachstan.

Die erste Nummer der DAZ vom 1.1.1966, damals "Freundschaft" / Sonja Vogel

Die erste Nummer der DAZ vom 1.1.1966, damals „Freundschaft“ / Sonja Vogel

Am 1. Januar 1966 erschien die erste Ausgabe der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ (DAZ) – damals noch unter dem Namen „Freundschaft“. Ein halbes Jahrhundert ist das nun her. Während der Sowjetzeit war sie politisches Mittel zum Zweck: Ein Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kasachstans, die mit einer deutschsprachigen Zeitung die deutsche Minderheit an die gemeinsame Idee binden wollte. Die „Freundschaft“ der Völker, die die Zeitung schon im Namen trug, sollte die Sowjetunion stabilisieren und den Kommunismus weltweit voranbringen.

Mit dem Ende der Sowjetunion wurde aus der „Freundschaft“ die „Deutsche Allgemeine Zeitung“, die einzige deutsch- und russischsprachige Zeitung in Zentralasien. Das selbstgesetztes Ziel der DAZ ist nun: Kulturvermittlung für Deutschlandinteressierte, Deutschstämmige, Aussiedler in Deutschland, deutschsprachige Wirtschaftsvertreter, Studenten, Touristen und Deutschlerner, also für alle, die an deutschlandbezogenen Themen und der deutschen Sprache interessiert sind. Die Zielgruppe wurde in den letzten Jahren stark erweitert, denn nach Jahrzehnten der Emigration gibt es heute gerade noch 170 000 Kasachstandeutsche im Land.

Fokus der Zeitung aber bleiben Nachrichten über die kasachstandeutsche Kultur. Der deutsche Botschafter in Kasachstan, Guido Herz, bezeichnet die DAZ darum als „nicht mehr wegzudenkende Stimme der deutschen Minderheit in Kasachstan“. Sie hat eine Brückenfunktion zwischen Deutschland und Zentralasien, ist auch für die deutsch-kasachischen Beziehungen eine wichtige Stimme.

Anfangs übrigens saß die Redaktion in Zelinograd, der heutigen kasachischen Hauptstadt Astana. 1987 folgte der Umzug nach Almaty, wo die Redaktion trotz der Rückverlegung der Hauptstadt im Deutschen Haus sitzt. Große Nachteile hat die Zeitung dadurch aber keine, erklärt die Redakteurin Julia Boxler. „Wir haben Kontakt zu zwei Redakteurinnen, die administrative Entwicklungen in Astana überblicken können, aber die DAZ hat einen Kulturschwerpunkt und die kulturellen Organisationen sind nach wie vor fast alle in Almaty“, sagt Boxler.

Die DAZ erscheint wöchentlich mit 12 Seiten. Die Auflage beträgt 2000 Stück. Einige Artikel erscheinen online. In naher Zukunft soll die Internetpräsenz ausgebaut werden, momentan steht zum Beispiel noch kein Lesemodus für Handy oder Tablet zur Verfügung. Doch die Umsetzung ist schwierig, denn Geld und Zeit sind knapp. Wichtig ist da vor allem ein Autorennetzwerk, an dessen Ausbau Julia Boxler arbeitet, insbesondere Alumni der Zentralasiatischen Medienwerkstatt, einem Projekt der DAZ, sollen gehalten werden.

Zum 50. Jubiläum hat die DAZ  ein neues Logo entwerfen lassen, von Chingiz Batyrbekow,  das auch die Typografie der „Freundschaft“ wieder einbezieht. Außerdem gab es eine Jubiläumsausgabe mit Glückwünschen und Erinnerungen ehemaliger Weggefährten. Ganz sicher wird es nicht das letzte Jubiläum der DAZ gewesen sein.

Jacqueline Westermann

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