Russlands Außenhandel im Aufwind – aber auch China gut positioniert

Das deutsche Business in Russland kann erleichtert aufatmen. Aber auch China ist auf dem russischen Markt gut vertreten. Osteuropa-Analyst Andreas Schwabe von der Raiffeisen Bank International in Wien erläutert in seiner Kolumne die Zusammenhänge.

Andreas Schwabe ist Analyst für Osteuropa mit Schwerpunkt Russland und Ukraine in der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der Raiffeisen Bank International in Wien.

Andreas Schwabe ist Analyst für Osteuropa mit Schwerpunkt Russland und Ukraine in der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der Raiffeisen Bank International in Wien.

Die deutsche Wirtschaft in Russland zeigt sich erleichtert. Die Talsohle bei Importen und Exporten Russlands ist durchschritten. Ausgehend von niedrigen Vorjahreswerten sind die Wachstumsraten inzwischen deutlich zweistellig. Betrachtet man annualisierte Werte, und rechnet man die Entwicklung der letzten Monate auf einen fiktiven Jahreswert hoch, so haben sich die gesamten russischen Warenexporte um 30 Prozent von ihrem Tiefpunkt bei rund 270 Mrd. Dollar im Frühjahr 2016 auf rund 350 Mrd. jährlich erholt. Allerdings liegt dieses Niveau noch ein Drittel unter demjenigen der „fetten Jahre“ 2012 bis 2014, als die Exporterlöse zwischen 500 und 550 Mrd. Dollar lagen.

Auch die russischen Importe legten, wenn auch in kleinerem Ausmaß, zu. Russland importiert nun wieder Waren im Wert von annualisiert rund 225 Mrd. Dollar und damit 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Zudem steigt der Handelsbilanzüberschuss Russlands.

Doch welche Handelspartner könnten von dieser Belebung profitieren? Hier lohnt ein Blick auf die strukturellen Tendenzen des russischen Außenhandels. Die EU ist traditionell und auf absehbare Zeit mit Abstand der wichtigste Handelspartner Russlands. Sie musste jedoch in den letzten Jahren zurückstecken. Laut russischen Statistiken fiel der Anteil der Importe aus der EU nach Russland seit 2006 um sechs Prozentpunkte auf knapp unter 40 Prozent, der deutsche Anteil von 13 auf 11 Prozent.

Gleichzeitig erhöhte sich der Importanteil aus China deutlich. Binnen zehn Jahren stieg dieser um neun Prozent auf fast 21 Prozent. Dieser Trend begann noch vor den Ereignissen des Jahres 2014 und ist daher eher dem globalen Aufstieg der chinesischen Wirtschaftsmacht geschuldet, also kein russlandspezifisches Phänomen. Trotzdem haben auch die Verschlechterung der politischen Beziehungen Russlands zum Westen, die (Gegen-)Sanktionen und die russische Politik einer Hinwendung nach Osten beeinflusst. Sollten diese Faktoren weiter Bestand haben, sollte China seinen Anteil an russischen Importen halten oder gar ausbauen.

Aber Russland ist es bislang nicht gelungen, die Exporte nach China gleichermaßen auszubauen. Nur rund 10 Prozent der russischen Exporte gingen 2016 nach China. Während Russland 60 bis 70 Prozent seiner Handelsbilanzüberschüsse mit der EU erwirtschaftet, ist die Bilanz mit China seit Jahren leicht negativ. Dieses Ungleichgewicht in den Handelsbeziehungen könnte trotz aller politischen Verbundenheit auch als wirtschaftliche Abhängigkeit von China wahrgenommen werden, was längerfristig auch zu Gegenbewegungen führen könnte.

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