Im Rahmen des Theaterfestivals „Territorium“ werden 30 solcher Performances in 30 unterschiedlichen Moskauer Wohnungen durchgeführt. Irina Palij, die Eigentümerin der Wohnung, gesteht, dass ihr die Entscheidung, ihre Tür unbekannten Menschen zu öffnen, nicht leicht fiel. Zu erahnen, was für eine Gruppe sich zusammenfindet, ist schwer. Und selbst Liebhaber experimenteller Kunst kommen in der künstlichen Situation bei intimen Fragen ins Schwitzen.
Moskau ist nicht die erste Station des Projekts. „Europa“ war schon in 16 Ländern zu Gast. Anton Rose ist der Kurator des Theaterstücks. Auch wenn er kein Wort Russisch versteht, beobachtet er das Geschehen in der Wohnung mit Neugier. Zwar habe die Performance keinen Anspruch auf eine repräsentative Umfrage, jedoch lasse sie tief in die Gesellschaft blicken. Was für Außenstehende originell erscheinen mag, ist für die Regisseure Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel schlicht Normalität. Kennengelernt haben sich die drei beim Studium der Angewandten Theaterwissenschaft an der Universität Gießen. Später vereinigten sie ihre Einzelprojekte unter dem gemeinsamen Label „Rimini Protokoll“. Protokoll, weil sie das Geschehene um sich herum dokumentieren. Und Rimini, „weil es gut klingt“, erklärt Helgard Haug.