Kaliningrad: Neues Haus für Russlanddeutsche

Die Chorgruppe „Königsberger Marzipan“ singt bei der Eröffnung des Deutsch-Russischen Kultur- und Geschäftszentrums in Kaliningrad./Foto: RIA Novosti.

Anetta Siemens kann beruhigt in die Zukunft blicken. Die Russlanddeutsche war ein aktives Mitglied im Jugendclub des Deutsch-Russischen Hauses (DRH) in Kaliningrad. Am 4. Oktober wurde es feierlich wiedereröffnet. Jetzt nimmt Siemens ihre Arbeit im Begegnungszentrum wieder auf. Allerdings findet man das Haus in der Jaltinskaja-Straße unter einem neuen Namen wieder: Deutsch-Russisches Kultur- und Geschäftszentrum der Russlanddeutschen in Kaliningrad.

Für Schlagzeilen sorgte das Begegnungszentrum vor nicht allzu langer Zeit. Als „Ausländischer Agent“ eingestuft, musste es im Januar schließen. Der Grund: Beim Gedenktag der Russlanddeutschen am 28. August 2014 kritisierte der deutsche Vize-Konsul in Kaliningrad, Daniel Lissner, im DRH Russland für dessen „Annexion der Krim“. Prompt musste die Organisation ein Gerichtsverfahren durch das Justizministerium des Kaliningrader Gebiets über sich ergehen lassen.

Neues Kapitel aufgeschlagen

Seit der Schließung arbeiteten der Internationale Verband der deutschen Kultur unter der Leitung von Heinrich Martens, der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, der Leiter der russischen Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten, Igor Barinow, und die Gebietsadministration Kaliningrad an einem Plan, das Begegnungszentrum den Kaliningradern wieder zur Verfügung zu stellen. Sogar Wladimir Putin und Angela Merkel setzten sich ein, erinnerte Hartmut Koschyk in seiner Rede. Vor 25 Jahren war er Zeuge, als das Deutsch-Russische Haus in Kaliningrad von der bilateralen Regierungskommission gegründet worden war.

Zur Wierdereröffnung waren im Übrigen auch russische Regierungsvertreter geladen. Neben Igor Barinow bekundeten auch Michail Wedernikow, bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten im Nordwestlichen Föderationskreis, und Alexander Torba, stellvertretender Gouverneur von Kaliningrad, ihre Glückwünsche. Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen und der Skandal sei vergessen, so der Tenor.

Wirtschaft im Fokus

Die neue Ausrichtung des Hauses orientiert sich an Omsk. Dort wurde 2016 das als Kultur- und Geschäftszentrum angelegte Deutsch-Russische Haus eröffnet. Der Wirtschafts-Fokus scheint das neue Selbstverständnis der Russlanddeutschen widerzuspiegeln. „Für uns ist es wichtig, dass die Kulturarbeit im Einklang mit den Interessen der Russischen Föderation geführt wird. Für die Stabilisierung der Region ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Russischen Föderation wichtig“, sagte Heinrich Martens. Richtungsweisend für das neue Zentrum soll das Kultur- und Geschäftsforum der Russlanddeutschen sein, das nächstes Jahr in Kaliningrad parallel zur Regierungskommission stattfinden wird.

Davon erhofft sich auch Anetta Siemens wichtige Impulse, damit das neue Zentrum der Russlanddeutschen auch die nächsten 25 Jahre bestehen bleibt.

Katharina Lindt

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