Ironman Hawaii: Russische Sportler erzählen vom härtesten Triathlon der Welt

Der Mensch von heute muss keine Mammuts mehr jagen oder Höhlen für die Nacht suchen. Abenteuer gibt es dennoch genug. Beispielsweise beim anspruchsvollsten Triathlon der Welt.

Schwimmen, Radfahren, Marathonlaufen: Iwan Tutukin auf der Zielgeraden beim Ironman./Foto: Privat.

Der Ironman Hawaii hat nichts mit dem Superhelden amerikanischer Comics gemein. Dennoch kann man die Teilnehmer als Supermänner und Superfrauen bezeichnen. Die paradiesische Insel im Pazifik ist zum Zufluchtsort für Profis und Liebhaber des Triathlons aus aller Welt geworden. Der Ironman findet auf der Langdistanz statt, die aus 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einem abschließenden Marathon besteht. Der Wettkampf beginnt früh morgens um sieben Uhr. Die Triathleten haben anschließend 17 Stunden Zeit, um das Ziel zu erreichen.

Im Westen erlangte der Ironman bereits im letzten Jahrhundert Bekanntheit. Die Idee dazu entstand Ende der 70er Jahre als freundschaftlicher Wettbewerb zwischen amerikanischen Soldaten. Und wie es so ist mit faszinierenden Ideen, wurde der Ironman schnell populär und entwickelte sich zu einer Marke. In Russland nahm man von dem Geschehen erst gegen Ende der 90er Jahre Notiz.

Erfolgreiches Ehepaar beim Ironman

„Der Triathlon war für mich eine Möglichkeit, sich auf den Skilanglauf vorzubereiten. In der Zwischensaison fährt man nicht Ski. Man schwingt sich aufs Fahrrad oder geht laufen. In den 90ern begannen sich alle plötzlich für den Ironman zu interessieren. Ich entschloss mich, es auszuprobieren und bin dabeigeblieben“, erzählt der dreizehnfache Ironman-Teilnehmer Andrej Kurkus.

Der Athlet ist mit seiner Begeisterung für den Triathlon nicht allein. Gemeinsam mit seiner Frau Walentina bereitet er Amateure auf Wettkämpfe vor. Außerdem ist er Trainer bei Angry Boys Sports, einem Sportstudio, das sich auf Ausdauerwettkämpfe spezialisiert hat. Heutzutage träumt jeder Triathlet vom Ironman. Für das nächste Jahr haben sich 19 Russen qualifiziert. Dazu gehört auch Walentina Kurkus, die erfolgreichste russische Ironman-Teilnehmerin. „Wundern Sie sich nicht, dass ich erst 2018 nach Hawaii fahre“, sagt Walentina. „Der Wettkampf ist sehr beliebt. Die Registrierung beginnt am Tag nach dem Ironman und ist nur wenige Stunden offen, da die Zahl der Startplätze begrenzt ist.“

Triathlon: Teures Hobby

An den Wettkämpfen kann jeder teilnehmen, Profis wie Amateure. Wer nach Hawaii möchte, muss einen der weltweit 35 Triathlons gewinnen. Insgesamt gibt es 2300 Startplätze auf Hawaii. Das Preisgeld des Ironman beträgt 650 000 Dollar (rund 550 000 Euro). Amateure gehen jedoch leer aus. Sie kämpfen um Ansehen, Ehre und einen Pokal.

Teilnehmer des Ironman Hawaii sollten nicht nur Kraft und Ausdauer, sondern auch das nötige Kleingeld besitzen. Andrej Kurkus rechnet vor: „Die Teilnahmegebühr beträgt 650 Euro. Triathlon ist an und für sich ein teurer Sport, denn man braucht gleich für drei Sportarten Ausrüstung. Vor allem eine Dauerkarte für die Schwimmhalle und ein gutes Fahrrad. Die Preise dafür fangen bei 1000 Euro an und sind nach oben hin offen. Hinzu kommen Reise- und Unterhaltskosten während der Wettkämpfe.“

Walentina Kurkus, erfolgreichste russische Ironman-Teilnehmerin./Foto: Privat.

„Jeder Wettkampf bringt neue Erfahrungen“

Der Ironman trug dazu bei, dass Triathlon olympisch wurde, auch wenn die dortige Distanz erheblich kürzer ist. Unter den Teilnehmern auf Hawaii sind viele Olympioniken, denen die gewöhnlichen Wettkämpfe zu langweilig sind. Am 14. Oktober wird auch der olympische Silbermedaillengewinner von London 2012, Iwan Tutukin, an den Start gehen. „Vor ein paar Jahren wollte ich meine sportliche Karriere eigentlich beenden, aber dann bin ich auf die Langdistanz gewechselt“, erzählt Tutukin. „Die Atmosphäre auf Hawaii ist einzigartig. Schon lange vor dem Wettkampftag wimmelt es nur so von Athleten, die von früh bis spät trainieren. Mein Tagesablauf in den zehn Tagen vor dem Start ist einfach: Aufstehen um 5 Uhr, um 6 Uhr das erste Training. Danach entspanne ich einen halben Tag, regeneriere mich zu Hause. Am Abend folgt die zweite Trainingseinheit. MeineFreizeit ist, offen gesagt, nicht aufregend. Ich versuche möglichst auszuschlafen. Jeder Wettkampf bringt neue Erfahrungen. Davon bin ich auch nach 20 Jahren Triathlon überzeugt.“

Das Ehepaar Kurkus und Iwan Tutukin stoßen häufig auf Unverständnis. Für Nichtsportler sei es schwer zu verstehen, dass man so viel Aufwand betreibt, ans andere Ende der Welt zu reisen, nur um zu schwimmen, Rad zu fahren und einen Marathon zu laufen. Sportler kämpfen nicht gegeneinander, sie kämpfen gegen sich selbst.

Ljubawa Winokurowa

Totale Offensive

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