Im Kleinformat: Mit der Museumsbahn durch Russland

Wie kann man einem Moskauer die russische Provinz näherbringen? Wie ihn aus seiner Wohnung, aus den Shoppingcentern herausbekommen und in ein Dorf in die Taiga schicken? Diese Fragen stellte sich auch Michail Kontschiz und schuf das Projekt „Museumsbahn“.

Bahn

Zwischenhalt auf der Waldbahn Alapajewsk/ Foto: rusbestrailways

Schon seit seiner Kindheit ist Michail Kontschiz von der Eisenbahn fasziniert. Er ist viel mit dem Zug in Russland unterwegs gewesen, immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Orten fernab der großen Städte.

Zunächst waren es Michails Freunde und Bekannte, die sich aufmachten, ein anderes Russland zu entdecken. Als immer mehr Menschen davon erfuhren, wurde aus dem Hobby das Projekt „Museumsbahn“, das seit mittlerweile zwei Jahren existiert. „Mir gefällt es, wie diskret sich die Eisenbahn in die Natur einfügt“, sagt Michail.

Unterwegs auf Schmalspurbahnen

Dabei spricht er allerdings nicht von modernen Bahnstrecken, sondern von Schmalspurbahnen, die kaum noch in Gebrauch sind. Früher wurden diese in der Forstwirtschaft und im Torfabbau genutzt. Entlang der Bahnstrecken entstand eine Infrastruktur und Häuser wurden errichtet.

Doch mit dem technischen Fortschritt wurden Schmalspurbahnen überflüssig. In der Folge verwaisten die Dörfer entlang der Strecken. Auch im Personenverkehr werden Schmalspurbahnen heute nicht mehr benötigt. Michail erklärt die derzeitige Situation: „Es gibt einige Strecken, die den Gemeinden gehören. Sie sind lebenswichtig, um eine Verbindung in die Kreisstädte aufrechtzuerhalten. Allerdings ist es nahezu unmöglich, auf diesen Strecken Personenverkehr zuzulassen. Dafür bräuchte es große Investitionen in die Infrastruktur. Dieses Geld ist in der Provinz aber nicht vorhanden.“

Russland soll anders erlebt werden

Michail und sein Team kümmern sich darum, den Eisenbahntourismus in Russland zu fördern. Persönlich überzeugt er Menschen in verschiedenen Ecken des Landes bei der Organisation von Exkursionen zu helfen. Die Touristen, die Michail in die russische Provinz bringt, fahren nicht nur mit der Bahn. Sie kommen auch in die Dörfer, reden mit den Menschen und schauen sich die Sehenswürdigkeiten der Gegend an.

Michail ist ein Romantiker, der davon träumt, die Provinz für russische Touristen attraktiv zu machen. Er möchte zeigen, dass es auch abseits von Moskau, Sankt Petersburg und dem Goldenen Ring interessante Orte gibt. „Ich hatte befürchtet, dass die Moskauer nicht irgendwohin weit weg fahren wollen, wo die Bedingungen nicht die besten sind.

In einem Dorf in der Taiga kann man kein Zimmer bei booking.com reservieren. Selbstverständlich kann niemand ein Luxushotel erwarten. Es hat sich aber gezeigt, dass meine Sorgen unbegründet waren. Wir bieten eine Tour auf der Waldbahn Alapajewsk an, der längsten Schmalspurstrecke in Russland. Tief im Ural ist die Zivilisation sehr weit weg. Wir kommen in Dörfer, in denen zehn bis fünfzehn Personen leben. Dort übernachten wir in Hütten, gehen in die Banja und essen einfache Bauernkost. Und alle sind begeistert!“, so Michail weiter.

Touren gibt es mittlerweile landesweit

Die „Musuemsbahn“ ist gefragt. Touren werden in ganz Russland angeboten. So kann man hoch in den Norden, ins Gebiet Archangelsk, reisen. Oder in die Steppe rund um Orenburg, an den Baikal. Möglich sind auch Kleinstädte in den Gebieten Twer und Pskow und sogar die Insel Sachalin.

Neben der Organisation der Touren restauriert Michail einen alten Schienenbus. Dieser befindet sich momentan noch im Eisenbahnmuseum in Pereslawl-Salesskij. Michail träumt davon, dass mit der Restaurierung des Schienenbusses Schmalspurbahnen in Russland wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren und auf den alten Strecken wieder kleine und gemütliche Züge unterwegs sein werden.

Mehr Informationen unter rusbestrailways.ru

Ljubawa Winokurowa

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