Doppelte Weihnacht: Geheimtipps aus der Ticketbox

Weihnachtszeit heißt Theaterzeit. Doch beim Kulturmarathon zwischen europäischer und orthodoxer Weihnachtszeit fällt es gleich doppelt schwer, sich zu entscheiden. Dem sei abgeholfen: mit Tipps einer gestandenen Ticketverkäuferin für die Festsaison.

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Kein Fernsehbildschirm: Der Arbeitsplatz von Jelena Gerassimowa / Foto: Christopher Braemer.

Unscheinbar, fast schon unsichtbar steht der Metallkasten neben dem Durchgang zur U-Bahn der Metro Teatralnaja. Wer es wirklich eilig hat, bemerkt ihn nicht. Ab und an bleibt doch jemand stehen, um ein Ticket zu kaufen. Nach kurzem Klopfen öffnet sich ein winziges Fenster. Es offenbart sich ein freundliches Lächeln: Im Auftrag der Theaterkasse „ticketland.ru“ verkauft Jelena Gerassimowa seit über elf Jahren Eintrittskarten für die über 150 Theater der Stadt.

Zu den persönlichen Empfehlungen der Ur-Moskauerin für Besucher ohne Russischkenntnisse gehört die „Legende vom Schwanensee und dem hässlichen Entlein“. Sie vereint Tschaikowskis Kompositionen mit Andersen-Märchen. Mit 800 bis 2500 Rubel sind die Tickets für die Premiere am 25. Dezember um 15 Uhr in der Neuen Oper (Metro Twerskaja) geradezu erschwinglich. Laut Gerasimowa gehört Tschaikowskis Nussknacker nicht nur zu den Schlagern der Weihnachtszeit, sondern nach wie vor zu den absoluten Höhepunkten. Eine Neuinszenierung des Duells Nussknacker gegen Mäusekönig bietet das Saz-Musiktheater für Kinder am Leninskij-Prospekt. Premiere am 23. Dezember um 19 Uhr.

Liebhabern klassischer Musik sei hingegen die Neujahrsgala des Johann-Strauß-Orchesters am 22. Dezember im Konservatorium empfohlen (ab 2100 Rubel). Hier finden am ersten Weihnachtsfeiertag auch Spektakel für Kinder statt, verrät Gerassimowa (ab 500 Rubel). Eine Kombination aus Solisten der St. Petersburger Mariinskij- und Michailowskij-Theater sowie einem Dirigenten des Bayrischen Staatstheaters aus München bietet das Neujahrsballett „Welikije Pa-de-de“. Das Spektakel am 30. Dezember um 19 Uhr im Internationalen Haus der Musik (Metro Paweletskaja) verbindet Szenen aus bekannten Stücken wie Nussknacker, Schwanensee und Don Quichote (ab 1500 Rubel). Sehr viel dynamischer gehe es bei der Ballet-Show „Tanzen wir Liebe“ zu: Aufführungen finden am 23. und 27. Dezember um 20 Uhr im Theater Alla Duchowaja (Metro Alexejewskaja) statt – laut Gerassimowa auch außerhalb der Weihnachtszeit zu empfehlen.

Doch was ist eigentlich der persönliche Favorit der Ratgeberin aus der Ticketbox? „Ich komme nicht umhin, mir jedes Jahr Der Meister und Margarita anzuschauen. Ganz klassisch“, so Gerassimowa, die es neben ihrer Arbeit an der Kasse privat oft ins Theater zieht. Beim Besuch des Bulgakow-Spektakels im Gorki-Kunsttheater an der Twerskaja  (30. Dezember und 3. Januar um 19 Uhr) ist Russisch allerdings unabdingbar. Laut dem „Ticketbox-Orakel“ Gerassimowa sollte nun schnell gehandelt werden. Das Bolschoj-Theater sei bereits jetzt kaum bezahlbar, die Nachfrage schnell steigend.

Christopher Braemer

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