Moskau, Revolution, Krieg und… Mode

Vor 100 Jahren schon war Moskau eine Stadt des Auf- und Umbruchs. Die Ausstellung „Moskau. Mode und Revolution” im Museum Moskaus zeigt anhand der damaligen Mode die großen Veränderungen im Alltagsleben der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Leuchtendes bei der Ausstellung „Moskau. Mode und Revolution” im Museum Moskaus / Anna Scharapowa

Der Erste Weltkrieg, die Revolutionen 1917, der blutige Bürgerkrieg, die Epoche des Kriegskommunismus und der Übergang zur Neuen Ökonomischen Politik (NEP) – all diese dramatischen Ereignisse haben in allen Lebensbereichen ihre tiefen Spuren hinterlassen – darunter auch in der Mode. Noch um die Jahrhundertwende war sie geprägt von Leichtigkeit und Luftigkeit der Formen. Gleichzeitig war für die Frauen ein eng geschnürtes Korsett ein wahres Muss, um die Taille möglichst schmal zu halten. Modebewusste Herren trugen elegante Anzüge. Das erste Jahr- zehnt des 20. Jahrhunderts bekam in Russland den Beinamen eines Goldenen Zeitalters, Dinnerveranstaltungen forderten eine maßgeschneiderte Toilette.

Beruf und soziale Stellung beeinflussten den Kleidungsstil stark. Ausstellung „Moskau. Mode und Revolution” im Museum Moskaus / Peggy Lohse

Beruf und soziale Stellung beeinflussten den Kleidungsstil stark. / Peggy Lohse

Als der Erste Weltkrieg Europa erschütterte, hatte man für all diesen Luxus kaum noch etwas übrig. Die Mode wurde einfacher und orientierte sich zunehmend an Soldatenuniformen: Khaki beherrschte die Farbgebung der Kleidung. Die Oktoberrevolution stellte das soziale Leben in Russland dann völlig auf den Kopf: Der Adel und die von den Kommunisten so verhasste Bourgeoisie als Klassen wurden abgeschafft. Die Gesellschaft erhielt eine neue Ordnung, die sich auch in den Kleidern niederschlug. Und durch einen Zufall kam ein Kleidungsstück in Mode, das auch heute noch in nahezu jedem Kleiderschrank zu finden ist: die Lederjacke. Diese wurde zwar schon vor der Revolution genäht. Sie blieb aber im Verborgenen, bis sie massenweise in einem Lagerhaus entdeckt und unter den Volkskommissaren und Tschekisten als Teil der Uniformen verteilt wurde. Eine Lederjacke, die „zweite Haut eines Revolutionärs“, zu tragen, hieß, Teil einer neuen Welt zu sein.

Ausstellung „Moskau. Mode und Revolution” im Museum Moskaus / Peggy Lohse

Viele Stücke der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind auch heute noch mindestens tragbar. / Peggy Lohse

Von 1921 bis 1922 proklamierte der junge Sowjetstaat die NEP und vor der Mode taten sich neue Horizonte auf. Der Stummfilm wurde immer populärer, erste Kinostars berühmt und neue Modeateliers öffneten ihr Türen…

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Das Museum Moskaus zeigt nun rund 200 Mode-Exponate aus eigenen Beständen sowie 100 Kleider aus der Sammlung des äußert prominenten russischen Modehistorikers Alexander Wassiljew. Die Veranstalter wollen bewusst keine historische Einschätzung der Epoche geben, sondern die Geschichte der Moskauer anhand der Modetendenzen veranschaulichen.

 

Anna Scharapowa

 

Noch bis 21. Mai

Museum Moskaus

Subowskij Bulwar 2

M Park Kultury

(495) 739 00 08

www.mosmuseum.ru

 

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